Dienstag, 18. September 2018

Abschied

Der Abschied wird mir leicht gemacht - es regnet. Und das schon die ganze Nacht. Nirgends ist ein Wolkenloch zu entdecken.
Mit dem Transport zum Flughafen habe ich wieder mal Glück gehabt. Dan wollte mich ja mitnehmen, wenn er zur Arbeit fährt - kurz nach 4 Uhr morgens. Oh je, da müßte ich ja schon um 3 Uhr aufstehen...ob es sich da überhaupt lohnt, ins Bett zu gehen? Am Abend vorher klopft es aber an der Tür und Dan teilt mir mit, dass er Spätschicht hat, also gar nicht morgens fährt. Aber seine Freundin Monika! Die nimmt mich mit, und die fährt erst um 5 Uhr. Super! Da kann ich ein wenig länger schlafen.
Ich bin rechtzeitig auf, packe meine Sachen zusammen, auch die gefrorenen Fische. Was habe ich alles vergessen? Die Sicherungen - bis auf eine - ausschalten und dann geh ich vor die Tür. Auf der Straße werden gerade schon die Markierungsstangen für den Winter gesetzt. Ein großer Traktor fährt die Straße entlang und die Stangen werden von einem Roboterarm in den Boden gerammt.

Der Flug verläuft ohne besondere Vorkommnisse, ab Oslo herrscht wieder Sommer und ich kann raten, worüber wir gerade fliegen. Morgen wieder arbeiten......

Montag, 17. September 2018

Kleine Fische mit großer Klappe


Um 9:30 geht die Fähre von Rolla Richtung Harstad - auch Uwe wird sie nehmen. Ein kühler aber sonniger Morgen begrüßt uns, phantastische Wolkengebilde hängen zwischen den Bergen. Das ist mein Norwegen!
Es war wieder mal ein netter Besuch bei meinen Freunden - ich hoffe, wir werden uns noch oft sehen. Hägar ist gesattelt. Ich bin sehr froh über ihn, er macht jeden Blödsinn mit, den ich ihm anschaffe! Diesmal muss er ein 200 l Fass transportieren, das die nächste Ausbaustufe in Richtung "Wasserversorgung" werden soll. Das Fass ist eine bequeme Rückenlehne! Wir genießen die 3-stündige Heimreise, teils zu Wasser, teils zu Land. Hägar bekommt noch einen Benzintrunk, damit er bei meinem nächsten Besuch noch ein Stück fahren kann. Ich selbst mache noch einen kleinen Abstecher über Evenskjer, zum Supermarkt und zum Flughafen, da kann ich schon einchecken. Letzte Station ist der Campingplatz, wo ich versuche das Fass auszuwaschen. Früher war wohl Reinigungsmittel darin und jetzt schäumt es ziemlich stark. Wir werden sehen....

Abschied - mit allem drum und dran. Eine Abschiedsfahrt zu Randi (Viggo ist nicht da) mit einer kurzen Unterhaltung, ein letzter Fischzug. Diese Fische sind heute mal wieder maximal desinteressiert an meinem Köder. Das Meer liegt ölig glatt in der Sonne zu meinen Füßen und blendet mich. Die hohen Berggipfel Richtung Narvik haben über Nacht bereits eine kleine Schneekrone bekommen! Solange die Sonne freie Sicht hat, ist mir gut warm, aber sobald sich Woken davor schieben wird es empfindlich kühl. In 1 1/2 Stunden haben lediglich 3 Babies aus dem Fischkindergarten ihre Klappe aufgerissen und meinen Köder verschluckt. Was solls - Kleinvieh macht auch Mist.
Zu Hause schließe ich noch den neu gekauften Abfluss an den Badestamp an und setze Hägar wieder auf seinen Hochsitz (Paletten). Dann baue ich die Batterie aus - zu spät fällt mir ein, dass ich den Schneeschild ja vorher noch montieren wollte. Hägar bekommt seine Garage übergezogen und noch einen Rest Folie, damit man nicht so leicht erkennen kann, was sich hier versteckt. Nun noch schnell die Fische einfrieren und ausbaldowern, wie ich das Gepäck so klein bekomme, dass es als Handgepäck unterkriege.
Den Abend genieße ich noch mit Blick aufs Meer beim Gebimmel der Schafsglocken. Dann zieht es zu, ein kalter Wind kommt auf und bringt doofen Regen mit. So macht mir das Wetter den Abschied nicht schwer.


Sonntag, 16. September 2018

Keine besonderen Vorkommnisse

Ich habe mich für heute bei Astrid und Uwe eingeladen und bringe bei der Gelegenheit den geborgten Anhänger zurück, der meinen Badestamp so toll transportiert hat. Darüber gibt es nichts besonderes zu sagen, außer dass Astrid uns wieder mal ein tolles Essen kredenzt hat und wir einen fröhlichen Nachmittag und süffigen Abend miteinander verbracht haben. Uwe hat mir ein großes Wasserfass geschenkt - Fotos gibt es hoffentlich morgen.....


"Verbundenheit" und "Wachstum / Autonomie" lassen mich nicht los. Der Glücksfall und die Ideallösung ist, wenn man jemanden hat dem man vertraut und der die selbe Entdeckerlust hat. Also, gemeinsam auf Entdeckungstour gehen. Ich sage dazu "miteinander spinnen". Ich liebe solche gemeinsamen Spinnereien! 
Egal, was man entdecken will und wohin man sich traut, es ist gut zu wissen, dass jemand da ist, wenn man sich zu weit hinaus getraut oder verirrt hat. Das ist nicht nur im physischen Sinne gemeint sondern auch in einer Gedankenwelt. Ich genieße "Schlagabtäusche", wenn ein Wort das andere gibt und man gemeinsam spannende Theorien entwickelt. Im sparring miteinander kann man wachsen aber auch erkennen, wenn man sich versteigt. Ich kenne nur ganz wenige Menschen, mit denen mir das gelingt - diese nennt man "gute oder beste Freunde"! 
Das Gefühl bei solchen Forschungstouren ist erhebend! Es ist wie verliebt sein. Man kann es dummerweise auch nur allzu leicht damit verwechseln, was dann zu ungewünschten und schwierigen Situationen führen kann. Leider trägt auch unsere Kultur ihren Teil dazu bei, eine gute Freundschaft mit einem "verbotenen Verhältnis" in einen Topf zu werfen.

Samstag, 15. September 2018

Gemischtes Allerlei

Der Aufenthalt hier geht zur Neige. Also muss ich so langsam alles so herrichten, dass bis zum nächsten Besuch alles passt. D.h. abgesehen vom putzen wasche ich meine Wäsche in der Waschmaschine bei der Tankstelle. Während die Wäsche versucht, ein paar Flecken loszuwerden, versuche ich, ein paar Fische zu bekommen - beides mit sehr mäßigem Erfolg. Wenigstens riecht die Wäsche wieder gut und ich nehme eine winzige Makrele mit nach Hause.
Am Horizont sind die Konturen von 3 großen Schiffen zu erkennen, aber sie verändern innerhalb der nächsten Stunde ihre Position nicht. Vielleicht sind sie etwas kleiner geworden, haben sich also entfernt? Sonderbar.
Viggo bringe ich die große Felsbekämpfungsmaschine zurück und bitte ihn um die Rechnung für Maschinenleihe, Trinkwasser und Duschen. "Gratis" ist die Antwort - da kann ich wohl wieder mal nur in Naturalien bezahlen: eine Büchse Wurst und ein paar Süßigkeiten für Randi. Viggo freut sich - sind einfach sehr liebe Leute, die Beiden.
Selbst Schuhe putzen kann eine schöne Aufgabe sein, wenn man dabei auf der Terrasse mit Meerblick sitzen darf - auch wenn es regnet!

Welche Berufe ich hier nicht schon alle ausprobiert habe! Abgesehen von Schreiner / Zimmermann (was ich auch in Deutschland gerne und häufig mache) war ich hier schon Elektriker und Tiefbauer, Mädchen für alles, Köchin (experimentierfreudig), Fischer, Transportunternehmer und ich weiß nicht was noch. Meine nächste Herausforderung wird "Flaschner" sein.

Zum Nachmittagsessen gibt es die Reste: Kartoffeln mit Gefriergemüse, Butter & Käse, 2 Spiegeleier. Auch hier: auf den Punkt aufgeräumt. Schließlich bin ich die nächsten 2 Tage unterwegs zu meinen Freunden nach Rolla. Und falls ich am Montag schrecklichen Hunger bekommen sollte, kann ich mir immer noch an der Tanke etwas holen.

Ich möchte noch den Kamin des Badestamps zusammenbauen, daran bin ich gestern gescheitert. Auch heute bin ich nicht viel erfolgreicher - das Problem ist, dass 2 Rohre, die ineinander gesteckt gehören, exakt den gleichen Durchmesser haben. Ich verzweifle schier daran. Mit der Flachzange bördle ich eines der Rohre etwas ein, so dass ich wenigstens einen Ansatzpunkt bekomme. Den Rest will ich durch zusammenklopfen erreichen. Damit handle ich mir leider sehr unschöne Beulen an beiden Enden des Rohrs ein, außerdem bekomme ich leider keine ausreichende Überlappung der Rohre hin. Das muss jetzt wohl genügen, es geht nicht anders. Holzverkleidung und Deckel des Badestamps müsste ich eigentlich ölen, damit sie länger schön bleiben. Aber dazu reicht die Zeit nicht mehr. An Weihnachten wird das sicher wegen Nässe, Kälte und Dunkelheit auch nichts werden. Also muss ich ihn halt gut einpacken, damit er bis auf Weiteres einigermaßen geschützt ist.

Björnar hat mich gestern für verrückt erklärt wegen der vielen sonderbaren Einfälle (Schwimmsteg, Fische im Badestamp, alles was ich selbst mache in und um die Hütte, meine abenteuerlichen Reisen...) die ich habe. Ich habe ihm beigepflichtet.

Als alles zu meiner Zufriedenheit gerichtet ist, gehe ich mich von den Nachbarn verabschieden. Das dauert natürlich, weil es immer viel zu bequatschen gibt - wir haben uns ja soooo lange nicht gesehen... Ragnar erzählt mir von seinem Badestam in der schwedischen Wildnis und dass man ihn nur mit dem snowmobil erreichen kann. Außerdem meint er, er hätte alles erforderliche, um meinen Badezuber füllen zu können - Pumpe, Schläuche und einen großen Tank für den Wassertransport. Danke. Aber ich hoffe, dass ich mit meinem Equipment klar komme.
Bis Weihnachten - vi ses!



Was der Hirnforscher sagt: "jeder Mensch bekommt 2 Sehnsüchte mit in die Wiege gelegt: die Sehnsucht nach Verbundenheit", d.h. nach sozialen Kontakten, Freunden, Partner und "die Sehnsucht nach Wachstum und Autonomie". Die beiden Zielsetzungen widersprechen sich, so dass man bereits mit diesem Dilemma auf die Welt kommt. Ich weiß sehr genau, welche der beiden Sehnsüchte ich bediene und ich bin zufrieden damit. Die andere klammere ich mehr oder weniger aus meinem Leben aus, aber das scheint sich immer wieder zu rächen. Was aber tun, wenn man doch nicht beides haben kann? Es gäbe einen Weg, beide Sehnsüchte zu befriedigen, aber das sei ein großes Glück und ließe sich nicht bestimmen....dann muss ich das wohl so akzeptieren.

Freitag, 14. September 2018

Mein Badestamp!

Ein nasskalter Morgen begrüßt mich, aber die Stimmung lasse ich mir davon nicht verderben. Die Sendungsverfolgung sagt "Siste hendelse: Losset Båt", was bedeutet, dass der Badestamp in Harstad abholbereit ist. Bei Ragnar leihe ich mir noch 2 Ratschengurte und entschuldige mich für die frühe Störung - es ist erst halb neun. Der Anhänger alleine scheint schon ein Stück schwerer zu sein, als unser kleiner, an den Steigungen ist das zu spüren. Wettermäßig wird es immer ungemütlicher, in Harstad regnet es schließlich. Ich scheine schon erwartet zu werden auf jeden Fall ist die Abholung gar kein Problem. Der Zuber steht hochkant auf einer Palette und passt leicht auf den Anhänger - allerdings ist die Fuhre nun fast 3 m hoch und bestimmt schrecklich anfällig gegen kippen und Seitenwind. Zum Glück ist es heute windstill!

Bei Jula muss ich nochmal einkehren, irgendeinen Quatsch haben sie mir verkauft für den Pumpenschlauch, das Anschlussstück passt überhaupt nicht. Zu zweit versuchen sie die Technik zu verstehen, aber es dauert fast eine Stunde, bis wir das richtige Teil passend hinbekommen. Mittlerweile bin ich wieder aufgewärmt. Ab nach Hause - ob ich schwitze weil ich jetzt auch noch die Regenjacke anhabe, weil es wärmer geworden ist oder aus purer Angst vor dem Heimweg, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall zockeln wir mit sehr vorsichtigen 30-40 km/h Richtung Heimat.
Ich versuche möglichst, allen Bodenwellen und Schlaglöchern auszuweichen und an jeder Bushaltestelle lasse ich die Schlange hinter mir vorbeiziehen. Am Flughafen muss ich noch zum Geldautomaten - dabei kontrolliere ich die Verzurrung und stelle fest, dass einer von 2 Gurten sich gelöst hat. Ich ziehe ihn nach aber auf den letzten paar sehr holprigen Kilometern hat das gar keinen Zweck, er löst sich immer wieder. Also fahren wir halt fast im Schritttempo nach Hause. Wir sind heil angekommen - Hägar ich bin so stolz auf Dich!!!


Jetzt hoffe ich auf Hilfe, denn abladen kann ich das Teil nicht alleine. Also schaue ich mal bei Björn und Anne-Lise vorbei, die trotz Kälte ein paar Sonnenstrahlen auf der Terrasse genießen. Etwas smalltalk; ich gebe Björn das Geld, das die Versicherung für die Arbeit am Eisschaden bezahlt hat. Dafür wird er auch diesen Winter aufpassen, sagt er. Und er hilft mir mit dem Stamp. Angeblich haben sie unsere Fuhre schon kommen sehen. Es ist etwas trickreich, aber zu zweit können wir den Zuber kontrolliert vom Hänger rollen lassen und mit weiteren Tricks und Kraft landet er auf dem provisorischen Fundament. Ein wenig muss ich noch nachbessern, dann ist Björn zufrieden. Ich packe alles aus, baue aber die Ofenrohre noch nicht ganz zusammen - die passen nicht auf Anhieb. Björn gefällt meine neue Badewanne - seewassertauglich. Björn will sich etwas ähnliches zulegen und auch mit Meerwasser betreiben, also frage ich ihn nach seinem Plan, das Wasser über die Straße zu bekommen. So erfahre ich von dem Plan, "unseren" Weg steigungsmäßig etwas anzupassen und für die Bootshäuser "Infrastruktur" aufzubauen, d.h. meine Nachbarn wollen im bzw. unter dem Weg und der Straße Leerrohre verlegen, um Wasser und Strom verlegen zu können. Das wird cool. Ich hoffe, dass ich an Weihnachten zum ersten mal baden kann! Mein Traum wird wahr!


Als Dan mit seinem Hund vorbeikommt, nutze ich die Gelegenheit, ihn wegen "Taxi zum Flughafen" zu fragen; ja, er kann mich am Dienstag früh mitnehmen! Sehr gut. Der Wermutstropfen: ich muss bereits kurz nach 4 Uhr aufbrechen - mein Flug geht um 6:30 Uhr. Aber so ist das halt...

15 Uhr. Eigentlich keine schlechte Zeit für Feierabend. Aber die Felsen hinterm Haus...die Trollkraft war fleißig und es sind große Rissen in den Felsen. Ich würde die Brocken am liebsten gleich noch wegräumen. Sollte ja schnell erledigt sein. Also - ran an den Speck! Mit dem Brecheisen heble ich den Fels in den Rissen auf. Er löst sich - aber die Stücke sind sooo riesig! Die schaffe ich nie und nimmer! Ca. 120 cm lang und 30x30 cm breit/hoch. Also doch wieder meißeln? Stundenlang dauert es, bis einer der Brocken in der Mitte durch ist. Aber selbst die Hälften sind mir noch viel zu schwer. Ein Glück, dass ich meine Audi-Sicherheitsstiefel anhabe - einer der Brocken rutscht herunter und klemmt meinen Schuh ein - dank der Stahlkappen spüre ich nichts, sondern hänge nur fest. Mit großer Kraftanstrengung kann ich den Fels etwas zur Seite schieben und komme frei. Ich hoffe, Frank kann später mit der Maschine die Trümmer herausziehen? Aber jetzt ist endgültig Schluss! Feierabend.

Ich reinige dern großen Bohrhammer, möchte ihn ja in ordentlichem Zustand zurückgeben. Es ist frisch geworden! Auf dem Anhänger liegt noch die Verpackung vom Badestamp, ich werfe noch einen leeren Wasserkanister dazu, schnappe den Angelrucksack und mach mich auf den Weg. An meinem Angelplatz entsorge ich den Müll. Das Meer ist leer - keine Fische, alle weg! Pech. Aber bei Viggo auf dem Campingplatz gibt es Wassernachschub und wieder mal eine Dusche. Ich fühle mich wieder gut!


So gut und sauber, dass ich mich traue, bei Anne-Lise und Björn mit einer Flasche georgischem Apfellikör aufzutauchen und den Abend fröhlich mit ihnen zu verbringen.


Wenn man unser Sonnensystem einmal mit einem Atom gleichsetzt (sie sind ja ähnlich aufgebaut), dann sind wir - ach so komplexen Menschen - darin irgendetwas noch viel Kleineres als Quarks. Wieso kann man sich dann sicher sein, dass Quarks wirklich die allerkleinsten Teilchen sind?

Donnerstag, 13. September 2018

Nicht gerade ein Urlaubstag...

Mir wurde gesagt, die Fracht sei manchmal schneller als die online-Verfolgung, ich solle in Harstad anrufen um zu sehen, wo mein Badestamp ist. Vielleicht ist er ja heute schon da? Oh je, schlechte Nachrichten: der LKW ist noch nicht mal in Bodø, von wo aus mein Badezuber dann verschifft werden soll. Das sieht so aus, als ob das auch morgen (noch) nichts wird! Das wird dann aber sehr eng! Auf jeden Fall bastle ich schon mal ein provisorisches aber hoffentlich tragfähiges Fundament. Schließlich soll der Zuber ja auf die Terrasse, die aber erst mal wieder abgebaut werden muss. Vielleicht kann ich ja an Weihnachten schon baden?

Nein, Löcher bohre ich keine mehr! So habe ich das beschlossen. Aber ich kann noch einiges von dem losen oder nassen Material wegstemmen. Also erneut: auf in den Kampf! Petrus bemüht sich heftig, mir das Ende leicht zu machen, aber von so einem kleinen bisschen norwegischem Regen lasse ich mich nicht so schnell in Bockshorn jagen. Erst als ich komplett durchnässt bin gönne ich mir eine Pause. Der Wetterbericht hat den Regen punktgenau vorhergesagt - er ist zuverlässiger als z.B. die Post hier.

Die Pause wird länger als geplant. Mir ist kalt und so bleibe ich gerne unter der Heizung sitzen. Das nasse T-shirt tausche ich gegen einen Pullover und dann raffe ich mich wieder auf. Schnell ist mir wieder warm - sehr warm. Mit dem Meißel richte ich nicht so richtig große Dinge aus, aber die eine Hausecke bekomme ich doch ziemlich frei. Insbesondere an der Größe des Abraumhaufens kann ich meine Fortschritte feststellen. Die billige Trollkraft (Name ist sinngemäß "Felssprenger") fängt auch an Wirkung zu zeigen. 2 große Blöcke kann ich schon wegräumen; einer davon will nicht weichen und beißt mich ordentlich in den Arm. Feierabend für heute! Trapper in Kanada wollte ich ja werden, nicht Goldgräber in Norwegen! Auch wenn die Felsen immer wieder golden glitzern, letztendlich ist es doch nur Stein...

Ein Blick auf die Sendungsverfolgung: mein Badestamp scheint in Bodø angekommen zu sein, er schwimmt jetzt auf einem Boot.
Es regnet jetzt wieder, da möchte ich nicht mehr fischen gehen. Dann gibt's halt keinen Fisch für Deutschland mehr. Ruhig sitzen mag ich auch (noch) nicht, also packt mich der Putzteufel. Und weil staubsaugen so schnell fertig ist, mache ich mich gleich noch über die blinden Fenster her - die sind dick mit feinem Steinstaub zugesetzt. Hält wahrscheinlich nicht lange, ist aber ein gutes Gefühl. Meine beiden Nachbarn sind noch nicht da, vielleicht kommen sie ja auch erst morgen? Aber zu den neuen Nachbarn in der obersten Hütte möchte ich einmal, ein junger Mann (Dan?) hat mir gesagt, dass er am Flugplatz arbeitet. Ich muss am Shuttle-Service arbeiten. Also marschiere ich den steilen Berg hinauf. Ein Auto steht da, aber auf klingeln und klopfen reagiert niemand, also ziehe ich unverrichteter Dinge wieder ab. Einen schönen Blick hat man von hier oben!


Mittwoch, 12. September 2018

Endspurt?

Wieder ein wunderbarer Morgen! Sonne pur. Stille - nicht mal das Meer plätschert. Und ich soll hinter's Haus? Mit den Felsen auf der Schattenseite kämpfen? Ok, Endspurt! Immerhin kann ich ab un zu, wenn ich aufschaue, das verblassende grün der Bäume aufsaugen oder ein paar Blaubeeren entdecken. Der Hang ist voll von Heidekraut, aber die Beeren fangen eben erst an zu reifen, die meisten sind noch rot.

Während der Bohrhammer seine Arbeit tut können meine Gedanken wieder auf Wanderschaft gehen. Immer wieder holt mich das Gerät aber schmerzhaft zurück, indem sich der Bohrer im Fels verbeißt und die Maschine ins Schleudern gerät. Meine Beine sind von blauen Flecken übersät. Immerhin scheint mir der Himmel beistehen zu wollen: eine Wolkenformation sieht doch glatt wie mein Bohrhammer aus! Dennoch braucht jedes Bohrloch weiterhin seine 10 min und es entstehen auch nicht einfach so neue Löcher....

Um halb zwei genügt es mir endlich. Ich könnte noch mehr bohren, aber an den erforderlichen Stellen ist es zu feucht, da wirkt der Beton nicht. Aus dem Schatten trete ich auf die sonnenüberflutete Terrasse. Das Wasser ist immer noch spiegelglatt. Von der Fischfarm gegenüber zieht ein Fischerboot Richtung Westen - die Wellen, die es hinterlässt glitzern in der Sonne und strahlen bis hier herüber. Eine Perlenkette an Lichtern zieht das Boot hinter sich her. Über dem spitzen Berg gegenüber (ich muss gelegentlich mal recherchieren, wie der heißt) thront eine Wolke wie Rauch, der den Schornstein verlässt.

So Hägar, nun bist Du dran. Ich habe Ersatzteile für den defekten Luftauslasskanal des Riementriebs und die Nebelschlussleuchte mitgebracht. Und ein bisschen Werkzeug. Zur Sicherheit fahre ich Hägar auf eine dünne Holzplatte - falls Schrauben herunterfallen habe ich so bessere Chancen, sie wiederzufinden. Der Luftfilterkasten muss raus - bei der Gelegenheit schirme ich ihn auch gleich gegen Wärme ab. Am Abschirmblech des Auspuffs fehlt eine Schraube - ich habe zwar eine mit passendem Durchmesser, aber zu lang. Jetzt merke ich erst, wie komfortabel meine Werkstatt zu Hause ist: mir fehlen hier Schraubstock und elektrische Geräte. Es geht ja aber auch von Hand. So, nun zum Hauptgrund - dem verschmorten Auslasskanal. Mit etwas Mühe und Tricks bekomme ich ihn ausgebaut, um dann festzustellen, dass das Ersatzteil ganz anders aussieht. Die haben mir den Einlasskanal geschickt! Grrr. Sofort rufe ich beim Händler in Deutschland an - er wird mir das richtige Teil schicken. Nach Aschbuch natürlich. Im Winter kann ich es dann mitnehmen, damit ich es vermutlich im nächsten Jahr einbauen kann. Die Zeiten sind schon ganz anders, als in der Hektik zu Hause...... Also dichte ich das alte Teil vernünftig ab und baue es wieder ein. Die neue Nebelschlussleuchte funktioniert auch nicht - liegt aber vermutlich nicht an der Leuchte sondern am Strom. Jetzt suchen? Keine Lust? Wer braucht schon eine Nebelschlussleuchte!
Die Sonne ist schon hinterm Berg verschwunden und jetzt wird es empfindlich kühl. Also schnell wieder alles zusammenbauen. Am Tank wollte ich noch 2 Gewinde nachschneiden, aber das ist eine größere Aktion - also nicht mehr heute. Auf eine Probefahrt verzichte ich, mir ist kalt und ich bin kaputt. Selbst auf einen Angelversuch verzichte ich heute.
Übrigens: gestern habe ich herausbekommen, dass es an der Tankstelle eine Waschmaschine gibt, die man für 20 kr benutzen darf. Das werde ich sicher einmal tun!



Meine philosophischen Höhenflüge zu Beginn der Reise sind ja in ca. 6000 m Höhe entstanden - kein Wunder. Jetzt treibe ich mich unterirdisch tief herum, der Bohrer hämmert sich bis zu 40 cm in das Herz der Felsen. Auf dementsprechendem Niveau bewegen sich auch meine Gedanken.

Naturwissenschaften - Schulphysik - Quantenmechanik - Quantenmystik - Quantenheilung -was soll man glauben, was nicht (mehr)? Wenn die Wissenschaft beim erforschen der Dinge, die mir noch halbwegs begreiflich sind (der Mensch besteht zu ca. 80 % aus Wasser), beim Aufbau von Atomen landet. Diese kann ich mir schon nur noch vorstellen. Die Elektronen eines Atoms schwirren um ihren Atomkern herum und dazwischen ist nichts? Warum verlassen sie dann nicht einfach ihre Bahn (übrigens haben sie dort ja nur eine "Aufenthaltswahrscheinlichkeit"!)? Weil da eine elektromagnetische Kraft wirkt - aber die kann man schon nicht mehr sehen. Man kann vielleicht ihre Wirkung anhand von Experimenten nachweisen. "Nichts" ist also nicht nichts? Ist "Nichts" eine Kraft?
Wie ist das mit anderen Dingen, die man nicht sehen oder begreifen kann, z.B. parapsychologische Effekte? Auch hier kann man aufzeigen, dass es die Effekte gibt! Die Reproduzierbarkeit dieser Effekte scheint noch schwierig zu sein, aber wenn auch Elektronen nur "wahrscheinlich" an ihrem Ort sind, dann ist das vielleicht gar nicht so tragisch.

Egal aus welcher Ecke man kommt (Physik, Homöopathie, Schamanismus, fernöstliche Lehren, Hirnforschung....) letztendlich scheint alles auf eines hinauszulaufen: man muss es FÜHLEN! Na toll - und das mir! Mit Gefühlen bin ich grottenschlecht! Ob ich da wohl lernfähig bin???

Dienstag, 11. September 2018

experimental cooking

Sieht ziemlich ungemütlich aus heute. Windig, kalt, bewölkt. Da lässt die Euphorie schnell nach. Ich habe mir vorgenommen, heute alle noch erforderlichen Löcher in den Fels zu bohren - die Lust dazu hält sich jedoch sehr in Grenzen. Tausend Ausreden finde ich. also muss ich erstmal dringend Wäsche waschen! Das ist immer eine größere Aktion, weil ich ja von Hand waschen und das Wasser auf dem Herd erwärmen muss. Außerdem ist unser Wasser so weich, dass die Seife kaum rauswaschbar ist - Essig hilft da anscheinend.

Also gut - auf in den Kampf um die Felsen. Zuerst räume ich alles lose Material weg. Dann gibt es eine Menge Steine, die ziemlich locker  aber nicht von Hand herausbrechbar sind - dafür nutze ich den Bohrhammer mit Meißel. Meine Gedanken finden die Erinnerung an einen armen Algerier mitten in der Sahara, dem wir begegnet sind. Er war verurteilt, einen Brunnen in der Wüste zu bauen - weitab von jeder Behausung. Er hatte nur einen Hammer und einen Meißel, der an der Spitze stumpfer war als am hinteren Ende!
Eigentlich macht das sogar Spaß - man sieht gleich ein Ergebnis. Allerdings sind es eben ganz viele kleine Stücke, die ich dann mit Schäufelchen und Eimer zusammenräumen und wegtragen muss. Gegen Mittag hat der Abraumhaufen sichtbaren Zuwachs gewonnen. Bin stolz! Aber eigentlich wollte ich doch Bohrlöcher produzieren für den Sprengzement?! Es gibt nämlich noch eine ganze Menge fester Felsen, gegen die ich mit Meißel, Bohrhammer oder "Susi-Kraft" nichts ausrichten kann - da muss der Troll wieder helfen.
Von einigen Regentropfen lasse ich mich noch nicht stören, aber als der dritte Schauer hereinbricht gebe ich nach und bereite mir ein Mittagessen. "Experimental cooking" ist wieder angesagt: aus Lauch, Weißkraut, Zitronensaft, Chili und Öl bereite ich eine Marinade für die Makrelchen und lege sie dann auf einem Tiefkühl-Gemüsebett in den Mikrowellengrill. Mmh - ist sogar gelungen!
Widerwillig mache ich mich danach an die ungeliebte Arbeit - "Rücken" darf man dabei nicht haben. In gebückter Haltung treibe ich den Bohrer fast bis zum Anschlag in den Fels. Mein Ziel erreiche ich heute leider nicht. Eigentlich lerne ich gerade, dass ja nicht alles sofort fertig sein muss. Auf der anderen Seite läuft mir die Zeit davon. Die Tage hier sind gezählt und ich habe noch einige Pläne: Fels entfernen, Hägar reparieren, Badestamp abholen, meine Freunde auf Rolla besuchen und zu guter Letzt alles winterfest machen.

Um halb sieben breche ich mit Hägar auf - zuerst nach Liland zum Einkaufen. Dann nehmen wir einen neuen Weg Richtung Hauptstraße und fahren zur Tanke. Dort bin ich mit Astrid verabredet. Sie will ihre Männer vom Flughafen abholen und bringt mir einen größeren Anhänger mit, mit dem ich am Freitag hoffentlich den Badestamp abholen kann. Damit der Hänger nicht so leer daherkommt, hat sie mir einen Zwetschenkuchen drauf gepackt, hi hi. Astrid, Du bist ein Schatz! Ach, geht es mir so gut!


Der Rückweg führt zwangsläufig an meinem Fischplatz vorbei. Ein paar mehr Fische wollte ich schon noch mit nach Hause bringen. Mittlerweile ist das Wetter wieder schön, etwas abgekühlt aber die Sonne findet immer mehr Lücken zwischen den Wolken. Das Meer liegt spiegelglatt da. Der einsame Paddler kreuzt die Bucht bei Evenes. Selbst die Fische ruhen. Ich kann zwar an den Klippen einige schwimmen sehen, aber beißen mögen sie heute nicht. Ein Tanker zieht vorbei; als er schon fast am Horizont verschwunden ist, treffen seine Wellen endlich bei mir ein. Soooo langsam ist "Wassergeschwindigkeit".... Ein weiterer Angelversuch am Kai von Liavika ist leider ebenso erfolglos. Na ja, sei's drum.

Was mein Kopf in der Zwischenzeit so treibt? Nicht viel. Er hört sich diverse (hauptsächlich Blechbläser) Konzerte an und verfolgt einige Vorträge über Hirnforschung. Das Interessante dabei ist, dass der Hirnforscher eine ganz andere Sprache gebraucht, aber eigentlich die gleichen Aussagen trifft, wie die Quantenheiler. Seine Sprache ist eher nüchtern und nicht so euphorisch, die Schlussfolgerungen sind aber sehr ähnlich. Wir - die europäische Menschheit - sind in einer Sackgasse. Wir müssen umdenken, den Geist öffnen und kreativ an alle Themen und Probleme herangehen. Ich warte mal noch auf die Eingebung, wie ich das umsetzen könnte.....

Montag, 10. September 2018

Wolkenspiele

Hier zu Hause ist es heute 4 Grad wärmer als "zu Hause" in Beilngries! Angeblich ist das Glas für die Türe in Bogen angekommen, dort muss ich es anscheinend bei der Post abholen; mit dem Anhänger ist das hoffentlich kein Problem. Gut, dass ich Hägar habe!
Es dauert ein wenig, bis das Paket gefunden wird. Es ist ja nicht im Regal sondern im Lager - bei der Größe. Und schwer ist das Glas. Während die Administration gemacht wird, schaue ich das Teil etwas genauer an und sehe an einer Ecke eine kleine Schramme. Das verschwindet ja später hinter der Blende. Als ich die Scheibe auf den Einkaufswagen lege, um sie hinauszufahren, höre ich ein Klappern - Scherben??? Ich muss das Paket selbst öffnen, der Postbeamte darf das nicht. Und? Mist! Das Glas ist zerbrochen. Schadensbericht. Das besondere Problem ist, dass mein Architekt Olav die Scheibe bestellt hat. Sie wurde an die falsche Adresse geliefert und der private Empfänger hat sie dann weitergeschickt. So ist der jetzt in der Verantwortung - wenn's schief läuft, dann richtig! Ich beschließe, die Scheibe bei der Post zu lassen (auch wenn die nicht glücklich darüber sind), fotografiere den Schadensbericht und sende ihn an Olav. Nun bin ich gespannt, wie es weitergeht.

Auf Steine klopfen habe ich immer noch keine Lust, also schaue ich mal nach der Klimaanlage - die soll von der Terrasse verschwinden und unter dem Haus montiert werden. Dafür ist eine kleine Plattform erforderlich, von der ich noch nicht genau weiß, wie ich sie gestalten soll. Einfach mal anfangen....wie immer. Und es funktioniert, auch ohne göttliche Eingebung. Stück für Stück entsteht die Plattform; das Schwierigste ist, die schwere Klimaanlage alleine dort hinaufzuheben! Von der Terrasse kann ich sie mit dem Sackkarren herunterfahren, aber auf die Plattform bekomme ich sie nur mit Kraft und Hebelwirkung hinauf. Anschließen - ist immer schwierig, klappt aber dank des Schnellverschlusses recht gut. Test - funktioniert! Ich bin sehr zufrieden. Holzarbeiten machen mir doch immer wieder Freude.
Zum Schluss wage ich noch einen Blick an die Felsen - wow, es zeigen sich Risse! Mann, bin ich froh! Da kann ich morgen die Brocken wegräumen und vielleicht schaffe ich noch eine weitere Lage zu bohren? Ach, ich kann es nicht lassen - mit den letzten Kräften muss ich "mal schauen", wieviel Steine jetzt abgesprengt sind...es sind ein paar ordentliche Trümmer dabei, die ich nicht ragen kann. Ich muss sie kippen und rutschen. Das, was von Hand wegzuräumen geht, erledige ich gleich noch, danach bin ich ordentlich versaut - die Nässe und der Steinstaub bilden eine eklige Schmiere.

Als ich nach 16 Uhr Feierabend mache, hat es draußen 22 und in der Hütte 28 Grad! Die Sonne hat ganz schön gewärmt. Wie das bei mir so ist, wenn ich im Fluss bin, habe ich mich selbst wieder ganz vergessen. Nichts gegessen oder getrunken. Das wird jetzt schnellstens nachgeholt.

Wetter? Wunderbar! Sonnig und warm, ein paar Wolken und anscheinend ständig ein leichter Wind. Nicht dass ich ihn gespürt hätte, aber das Meer rauscht ununterbrochen. Es ist schön! Ob ich nochmal angeln gehen soll?

Am Freitag soll mein Badestamp geliefert werden. Ich vertraue Frank nicht so recht, also möchte ich ihn gerne selbst abholen. Allerdings ist mein Anhänger dafür viel zu klein - vielleicht ist ja Uwes groß genug? Der Stamp hat 2 m Durchmesser, sein Anhänger misst 1,9 m. Könnte klappen...morgen Abend kommt Astrid zum Flugplatz, um ihre Jungs vom Flieger abzuholen. Da kann sie mir den Anhänger mitbringen. Und am Sonntag fahre ich auf Besuch nach Rolla, da kann ich ihn zurückbringen.


Der Abend ist noch früh, also fahre ich tatsächlich noch zum fischen. Es bläst ein warmer Wind von Osten. Er vertreibt die im Westen drohenden schwarzen Wolken, bringt aber hübsche weiße Wolkenformationen mit sich, die jetzt in der Abendsonne ein wunderschönes Schauspiel abgeben.
Ich fische fleißig gegen den Wind. 2 ordentlich Makrelen habe ich bereits aus dem Wasser, aber sie rutschen mir wieder vom Haken, bevor ich sie sicher an Land habe. Ein paar weitere spucken den Köder bereits im Wasser wieder aus. Lediglich mit 2 Baby-Makrelchen muss ich mich zufrieden geben. Na ja, auch recht für eine Mahlzeit.

Philosophien? Gibt es derzeit keine. Anscheinend haben mich die Erdarbeiten doch wieder auf den Boden der Tatsachen herunter geholt.

Sonntag, 9. September 2018

Einfach nur Sonntag


Ein neuer "Sonn"tag. Die Nacht war klar und Milliarden Sterne strahlten vom Himmel. Heute morgen regt ein laues Lüftchen das Meer zum rauschen an. Der Himmel ist strahlend blau aber etwas Dunst hängt in der Luft, so dass die Berge gegenüber blau sind. Die Sonne hat Kraft. Arbeiten? Heute? Mal schauen - aber heut beginne ich den Tag mal mit fischen....leider erfolglos. Auch am Ersatzplatz, der Kai in Liavika, geht nichts.
< Die Fische haben wohl auch Sonntag und sind alle in der Kirche. Zur Abwechslung bin ich mit dem Fahrrad gefahren, unterwegs treffe ich meinen Nachbarn Arne mit seines erschreckend kleinen "Mikrometer"-Hund beim Spaziergang. Sonst fahre ich immer stolz vorbei, aber nun halte ich an und wechsle ein paar Worte mit ihm. Besonders stolz ist er auf seine neue Errungenschaft "Strom" - er hat ein Solarpaneel, ein Windrad und für den Notfall einen Generator angebaut, alles mit 12 V. Kühlschrank und Herd werden mit Gas betrieben. Auch die Haustüre hat er versetzt, daher wohnt er noch nicht in der Hütte. Aber nächstes Frühjahr will er dann endlich aus seinem Wohnwagen ausziehen.

Einfach mal nix tun - mal schauen, wie lange ich das aushalte. Im Sessel sitze ich auf der Terrasse und lasse den Blick übers Meer schweifen, immerhin fast eine Stunde. Dann bekomme ich Hunger und darf daher aufstehen und etwas kochen. Danach geht aber das Faulenzen weiter - ich setze mich auf die großen Steinplatten direkt am Wasser und plansche mit den Füßen. Ich vermisse eine Sonnenbrille!

Am Nachmittag kann ich nicht mehr Nichtstun, aber an die Felsen hinterm Haus schaue ich heute nicht - das ist beschlossen. Es gibt eine Menge Kleinigkeiten, die sonst untergehen, die meisten davon schaffe ich in relativ kurzer Zeit:

  • In einem Regenablaufrohr ist die eingelegte Schnur durchgerutscht, die muss ich neu aufhängen. Dann bekommt dieses Rohr auch gleich noch eine Verlängerung mittels Drainagerohr, so dass das Wasser nicht mehr unter das Haus, sondern Richtung Nachbargrundstück läuft.
  • Ein Stapel Paletten und Holzplatten liegt ungünstig für Franks Bagger, den muss ich ein Stück versetzen.
  • Eine größerer Sache sind die Terrassendielen, die direkt an das Haus anschließen. Björn will (nächstes Jahr) die Terrasse in 3 Stücke sägen und sie wegkippen. Die erste Diele haben meine Monteure aber auf die Hausstützen geschraubt und danach die Hütte darüber gebaut, d.h. man kann sie gar nicht mehr abschrauben oder wegsägen. Ich versuche, die verdeckten Schrauben irgendwie abzureißen oder wegzuhebeln, aber wie das so ist, wenn sie brechen sollen, bleiben sie heil. Ich muss ihnen mit einem Eisen-Sägeblatt zu Leibe rücken. Ein weiteres Stück Terrassengeländer muss ebenfalls noch entfernt werden. 
  • Auch die Klimaanlage muss bei dieser Aktion losgeschraubt werden, aber sie soll ja ohnehin versetzt werden. Ich schaue mir gleich den neuen Platz an und plane ein wenig, aber für diese größere Arbeit fehlt mir heute die Lust.
  • Eine der Streben gegen die Stürme hat anscheinend schon zu viel zu tun bekommen, die Befestigungsschrauben sind abgerissen. Auch eine "Kleinigkeit".
Zum Abschluss des Genusstages versuche ich mein Glück nochmal beim Fischen - diesmal mit Hägar. Besonders beißfreudig sind die Fische immer noch nicht, aber immerhin gehe ich nach einer Stunde mit 2 schönen Makrelen nach Hause.


Samstag, 8. September 2018

Back to the roots

Ein neuer wunderschöner Tag! Beginnen wir ihn mit Ruhe und Entspannung - die unangenehmen Seiten zeigen sich früh genug.
Ein großer Schwarm Enten streicht mit großem Geplatsche an der Wasseroberfläche entlang, sieht aus, als ob sie übers Wasser laufen. Vor den Bootshäusern lassen sie sich nieder, sonnen und reinigen sich ein wenig und brechen dann zu einem Flug Richtung Narvik auf. Eine der Enten fliegt in großem Bogen zurück und dann dem Schwarm hinterher, grade so, als ob sie prüfen würde, ob auch niemand vergessen wurde. Ganz niedrig über dem Wasser gleiten sie dahin. Bei dem aktuellen Wasserstand ragt ein kleiner Fels so weit aus dem Wasser und glitzert in der Sonne, dass er aussieht wie eine Haifischflosse.
Das Telefon klingelt: es ist Scott aus L.A.!!! Von dem habe ich ja schon lange nichts mehr gehört - ich habe ihn und seine Frau Sandee in Alaska kennen gelernt und später ein paar Tage bei ihnen wohnen dürfen. Ist das eine herrliche Überraschung! Ich bin immer noch baff. Es ist ein wunderschönes und erfrischendes Gespräch - ich hoffe, es hält noch lange vor. Danke, mein Freund, das hat gut getan!

Zurück auf die Schattenseite des Lebens, oder besser gesagt: der Hütte. Ich fürchte, an den aktuellen Bohrstellen ist die Trollkraft nicht sehr wirksam. Dadurch dass hier ständig Grundwasser sickert, wird der Beton verwässert und wirkungslos. Hmmm...was kann ich tun? Mir fällt gerade keine Lösung ein - also erstmal lustig (und sinnlos?) drauf weiter bohren.

Ich nehme mir vor, nicht länger als bis 16 Uhr zu arbeiten. Der Plan ist, dann etwas fischen zu gehen, duschen auf dem Campingplatz und dann zum Abendessen zu Eva.
Tief kämpft sich der Bohrer in den Fels. Loch um Loch entsteht. Während die äußere Welt mittlerweile ziemlich automatisch abläuft, bohren meine Gedanken in meinem Leben (siehe unten).
Die Maschine steht - was ist geschehen? Hab ich sie überlastet? Nein, um die Ecke schaut grinsend Ragnar, er hat den Strom ausgesteckt um mit mir reden zu können. Er möchte gerne die Sackkarre haben, um seinen alten Kühlschrank (gestern gab's einen neuen) ins Bootshaus transportieren zu können.
Kurz nach 14 Uhr habe ich den östlichen Felsblock durchlöchert - Zeit für eine kurze (?) Pause. Tomatensuppe mit Tiefkühlgemüsemix soll mir nochmal Kraft verschaffen (Tomatenkraft?), verursacht aber leider auch wieder Zahnschmerzen. Egal, da muss ich halt durch.

Der Plan ist leider nicht ganz aufgegangen - erst gegen 17 Uhr schließe ich die Arbeiten für heute ab. Viel Hoffnung auf Erfolg habe ich leider bei dem vielen Grundwasser nicht. Meine Arbeit ist getan, nun liegt es am Troll, seine Kräfte am Felsen auszulassen. Das Fischen fällt der Zeitknappheit zum Opfer, aber die Dusche gönne ich mir. Schließlich bin ich "offiziell" bei Nachbars eingeladen, da möchte ich mich wenigstens ein bischen hübsch machen.
Eva hat einen köstlichen Nudelauflauf zubereitet, ganz nach meinem Geschmack: mit viiiiel Käse, viel Kochschinken, etwas Gemüse. Dazu gibt es Wein und zum Abschluss verköstigen wir ein paar Liköre. Der Abend wird länger als gedacht und ich bin froh, dass ich den Blog schon geschrieben habe. Es wäre sicher nix Gescheites mehr herausgekommen. Da ich aufgrund von Arbeit heute keine Bilder gemacht habe, muss ich doch für Euch noch schnell was zaubern - mit dem Fahrrad torkle ich noch kurz ein paar Meter weiter, um einen schönen Schnappschuss zu erhaschen.




Mein (bisheriges) Leben im Rückblick
war eigentlich gar nicht übel! Im Gegenteil, eigentlich bin ich ein Glückskind. Trotzdem lohnt es sich, über die Stationen nachzudenken.
Als Kind wollte ich immer wie mein Bruder sein. Ich glaube, ich war oft neidisch auf ihn. Dabei hat er mir wahrscheinlich viele Steine aus dem Weg geräumt und ich konnte in seinem Windschatten entspannt aufwachsen. Seit meinem ersten eigenen Fahrrad konnte ich meinen Freiheitsdrang damit mehr oder weniger gut befriedigen. Immer mehr unterwegs oder bei Freunden als zu Hause. Die Abenteuer bestanden in der Erkundung von verschütteten unterirdischen Gängen, im - wie ich dachte - verbotenen Rauchen in brandgefährlicher Umgebung (Dachboden oder Möbelwagen mit herausquellender Holzwolle). Später war mein Forscherdrang in Form von missglückten chemischen Experimenten an der frisch geweißelten Zimmerdecke zu sehen. Ich glaube, meine Umwelt hat sich daran mehr gestört als ich. In dieser Zeit haben mich Physik und Mathe (lehrerabhängig) gefesselt. Am meisten hat mich stets interessiert, ob oder wie meine wilden Ideen in der Realität umsetzbar wären. So habe ich auch ein "perpetuum mobile" erfunden  - enttäuschend nur, dass Jim Knopf mit seiner Emma damit schneller war und seine Lokomotive mit Hilfe eines Permanentmagneten angetrieben hat. "Werden" wollte ich dennoch lieber Trapper in Kanada! Keine Ahnung warum. Die Naturverbundenheit? Das forstliche Elternhaus? Egal. Ich habe das Ziel verfolgt und erfahren, dass es zum auswandern hilfreich ist, einen in Kanada gesuchten, handwerklichen Beruf mitzubringen. Meine Freude an der Technik hat mich dann zum Automechaniker gebracht. Aber das sollte ja nur Mittel zum Zweck sein. 
Mit der ersten großen Liebe haben sich dann aber auch die Pläne geändert. Dennoch bin ich meiner Fachrichtung treu geblieben und habe ein Ingenieurstudium durchgezogen. Irgendwie hat sich dann nach und nach einfach alles so ergeben, ich habe keine großen Entscheidungen mehr gefällt. Über einen kleinen Umweg habe ich dann doch einen Arbeitsplatz bei meiner Lieblingsfirma bekommen. Dass ich dort überwiegend administrative Arbeiten durchführen sollte empfand ich als Preis dafür, aber es war nicht schlimm. Anscheinend unmerklich habe ich mich wohl von meinen Plänen immer weiter entfernt. Mein Beruf hat mir Spaß gemacht, und wenn gerade einmal nicht, dann habe ich mir gesagt: Du hast diesen Beruf gewählt, dann musst Du eben auch die Durststrecken aushalten!
Lange Jahre durfte ich viele Freiheiten genießen und Arbeitsprozesse gestalten. Hier wird Logik und Effizienz verlangt - Dinge die mir liegen und die meinem Geist ausreichend Nahrung geben. Auch finanziell war das ein Glücksgriff - in den Urlauben konnte ich mir daher auch meine vielen Reisen gönnen. Meine Freiheit - 4 Wochen jährlich! Manchmal auch länger.

Aber anscheinend ist doch irgendetwas auf der Strecke geblieben. Das Feuer, die Neugier, der Funke, der Neues entstehen lässt, scheint nicht mehr da zu sein. Aus den Augen verloren. Aber jetzt geht diese Etappe, das Arbeitsleben, zu Ende - eine gute Chance, sich wieder auf die Suche nach dem Funken zu machen.
Trapper in Kanada ist nichts geworden, aber eine Hütte am Fjord in Norwegen ist mindesten genauso schön. Etwas luxuriöser sogar und etwas alterstauglicher. Statt Biber zu fangen und Bären zu jagen, gehe ich jetzt eben fischen. Statt unendlicher Wälder habe ich ein herrliches Meer um mich herum. Statt endloser Weiten sind es jetzt krasse Berge. Also - EIN Traum ist schon mal in Erfüllung gegangen. Nun muss ich noch etwas für meinen Geist finden. Back to the roots - zurück zur Physik?



Freitag, 7. September 2018

Nise!


Gestern war ich ziemlich müde und folglich schon bald im Bett. So komme ich heute morgen bereits um halb acht aus den Federn. Die Sonne blendet, vor den Bergen gegenüber ruht ein schmales Wolkenband über dem Fjord. Die Berggipfel ragen darüber hinaus. Gelegentlich regt sich ein leichtes Lüftchen, das die Wasseroberfläche matt werden lässt. So eine friedliche Ruhe!
Kjetil hat mir gestern erklärt, wo der allerbeste Fischplatz im Fjord ist. Dort ankert auch eine Boje. Warum das der beste Platz ist? Der Fjord ist dort eigentlich sehr tief, aber es erhebt sich ein Riff genau dort. Darum schwärmen die Fische sehr gerne. Es ist schon spannend, welche Unterwasserlandschaft es gibt - ich nehme an, die krasse Überwasserlandschaft setzt sich einfach unter Wasser fort. Aber ich kann sie eben nicht sehen.

Der ganze Vormittag geht noch flöten mit Umräumarbeiten unter und um das Haus. Es ist warm und mir läuft der Schweiß über die Stirn. Björn und Anne-Lise führe die Hunde spazieren und wir begrüßen uns herzlich. Björn wird später herüberkommen, um die "Anti-Frost-Strategie" zu besprechen. Einen guten Morgen auch auch an Eva und Ragnar - sie müssen heute nach Harstad, um einen neuen Kühlschrank zu kaufen. Eva macht mir für das morgige Abendessen schon den Mund wässrig.
Mit Björn führe ich später einige Fachgespräche, darüber hinaus phantasieren wir ein wenig über einen möglichen Schwimmsteg. Einige andere Geschichten kommen auch zum Vorschein. Björn sieht einen Lachs springen, ich sehe nur noch die Wellenkreise. Das Thema "Terrasse abbauen" kann Björn übernehmen, aber erst im nächsten Frühjahr. Vermutlich wird er sie dazu in Stücke sägen müssen, die dann abgekippt werden. Meine Idee, ein kleines Dächlein einzuziehen um Hägars Garage trocken zu bekommen findet er gut. Ja, ich habe noch viiiiiel Arbeit vor mir. Ich sollte mich wieder den Felsen hinterm Haus widmen, aber auf der Ostseite. Dort kommt man auf jeden Fall nicht mit den großen Maschinen hin.
Als ich mit den Aufräumarbeiten fast fertig bin, führt ein junger Mann seinen Hund vorbei. Er kommt von der Hütte oben auf dem Berg. Ich gehe mich vorstellen und erfahre, dass er Dan heißt und am Flugplatz arbeitet. Ich glaube aber, seine Eltern haben das Haus gekauft.
15 Uhr - Zeit für eine Pause und eine kleine Stärkung. Schließlich will ich ja den Felsen noch etwas zu Leibe rücken. An meinem Lieblingsplatz auf meiner Lieblingsbank mit unbeschränkter Sicht auf den Fjord lasse ich mich von der Sonne wärmen. Und da sind sie - meine "niser" (so heißen Schweinswale auf norwegisch)! Ihretwegen habe ich mich in dieses Fleckchen Erde verliebt! Ich höre sie schnaufen und sehe kurz ihre Rücken - 2 Stück sind es. Dann zockelt ein mickriges Motorböötchen mit großem Getöse vorbei und sie sind weg. Krach mögen sie gar nicht. Von der anderen Seite zieht eine größere Motorjacht vorbei. Es ist sehr interessant, welche Wellenmuster und unterschiedlichen Oberflächen das Wasser nun aufweist. Und wie groß die Wellen am Strand sind, die eintreffen lange nachdem die Boote weg sind.

Gegen 16 Uhr beginne ich dann endlich mit der Felsbohrerei. Die Bohrmaschine macht oft einfach, was sie will, sie schlägt wild um sich und verpasst mir einige blaue Flecken. Selbst wenn alles glatt läuft, braucht man für ein einziges Loch 10 min! 12 Löcher schaffe ich heute noch - dann bin ich kaputt. Es ist 18 Uhr und ich rühre noch den Sprengbeton an, damit die Trollkraft schon gleich anfangen kann zu wirken. Morgen muss ich gleich morgens weitermachen.
Zum Feierabend fahre ich wieder nach Evenestangen, nach den Fischen schauen. Die sind heute wohl satt, zumindest mag keiner meinen Köder. Ist ja aber nicht schlimm - es ist auch schön, einfach nur da draußen zu sein und den Sonnenuntergang zu erleben. Auf dem Rückweg unterhalte ich mich noch mit einer jungen deutschen Familie, die heute Nacht hier campen werden. Für heute Abend habe ich mich mit Björn und Anne-Lise verabredet. Auf dem Weg liefere ich bei Ragnar und Eva noch kurz je eine Medizin ab, vielleicht hilft sie ja gegen Halsschmerzen und Verstauchung. Mit einer fröhlichen Unterhaltung endet dann der Tag - zum philosphieren war heute keine Zeit. Muss ja auch nicht immer sein.....