Dienstag, 18. September 2018

Abschied

Der Abschied wird mir leicht gemacht - es regnet. Und das schon die ganze Nacht. Nirgends ist ein Wolkenloch zu entdecken.
Mit dem Transport zum Flughafen habe ich wieder mal Glück gehabt. Dan wollte mich ja mitnehmen, wenn er zur Arbeit fährt - kurz nach 4 Uhr morgens. Oh je, da müßte ich ja schon um 3 Uhr aufstehen...ob es sich da überhaupt lohnt, ins Bett zu gehen? Am Abend vorher klopft es aber an der Tür und Dan teilt mir mit, dass er Spätschicht hat, also gar nicht morgens fährt. Aber seine Freundin Monika! Die nimmt mich mit, und die fährt erst um 5 Uhr. Super! Da kann ich ein wenig länger schlafen.
Ich bin rechtzeitig auf, packe meine Sachen zusammen, auch die gefrorenen Fische. Was habe ich alles vergessen? Die Sicherungen - bis auf eine - ausschalten und dann geh ich vor die Tür. Auf der Straße werden gerade schon die Markierungsstangen für den Winter gesetzt. Ein großer Traktor fährt die Straße entlang und die Stangen werden von einem Roboterarm in den Boden gerammt.

Der Flug verläuft ohne besondere Vorkommnisse, ab Oslo herrscht wieder Sommer und ich kann raten, worüber wir gerade fliegen. Morgen wieder arbeiten......

Montag, 17. September 2018

Kleine Fische mit großer Klappe


Um 9:30 geht die Fähre von Rolla Richtung Harstad - auch Uwe wird sie nehmen. Ein kühler aber sonniger Morgen begrüßt uns, phantastische Wolkengebilde hängen zwischen den Bergen. Das ist mein Norwegen!
Es war wieder mal ein netter Besuch bei meinen Freunden - ich hoffe, wir werden uns noch oft sehen. Hägar ist gesattelt. Ich bin sehr froh über ihn, er macht jeden Blödsinn mit, den ich ihm anschaffe! Diesmal muss er ein 200 l Fass transportieren, das die nächste Ausbaustufe in Richtung "Wasserversorgung" werden soll. Das Fass ist eine bequeme Rückenlehne! Wir genießen die 3-stündige Heimreise, teils zu Wasser, teils zu Land. Hägar bekommt noch einen Benzintrunk, damit er bei meinem nächsten Besuch noch ein Stück fahren kann. Ich selbst mache noch einen kleinen Abstecher über Evenskjer, zum Supermarkt und zum Flughafen, da kann ich schon einchecken. Letzte Station ist der Campingplatz, wo ich versuche das Fass auszuwaschen. Früher war wohl Reinigungsmittel darin und jetzt schäumt es ziemlich stark. Wir werden sehen....

Abschied - mit allem drum und dran. Eine Abschiedsfahrt zu Randi (Viggo ist nicht da) mit einer kurzen Unterhaltung, ein letzter Fischzug. Diese Fische sind heute mal wieder maximal desinteressiert an meinem Köder. Das Meer liegt ölig glatt in der Sonne zu meinen Füßen und blendet mich. Die hohen Berggipfel Richtung Narvik haben über Nacht bereits eine kleine Schneekrone bekommen! Solange die Sonne freie Sicht hat, ist mir gut warm, aber sobald sich Woken davor schieben wird es empfindlich kühl. In 1 1/2 Stunden haben lediglich 3 Babies aus dem Fischkindergarten ihre Klappe aufgerissen und meinen Köder verschluckt. Was solls - Kleinvieh macht auch Mist.
Zu Hause schließe ich noch den neu gekauften Abfluss an den Badestamp an und setze Hägar wieder auf seinen Hochsitz (Paletten). Dann baue ich die Batterie aus - zu spät fällt mir ein, dass ich den Schneeschild ja vorher noch montieren wollte. Hägar bekommt seine Garage übergezogen und noch einen Rest Folie, damit man nicht so leicht erkennen kann, was sich hier versteckt. Nun noch schnell die Fische einfrieren und ausbaldowern, wie ich das Gepäck so klein bekomme, dass es als Handgepäck unterkriege.
Den Abend genieße ich noch mit Blick aufs Meer beim Gebimmel der Schafsglocken. Dann zieht es zu, ein kalter Wind kommt auf und bringt doofen Regen mit. So macht mir das Wetter den Abschied nicht schwer.


Sonntag, 16. September 2018

Keine besonderen Vorkommnisse

Ich habe mich für heute bei Astrid und Uwe eingeladen und bringe bei der Gelegenheit den geborgten Anhänger zurück, der meinen Badestamp so toll transportiert hat. Darüber gibt es nichts besonderes zu sagen, außer dass Astrid uns wieder mal ein tolles Essen kredenzt hat und wir einen fröhlichen Nachmittag und süffigen Abend miteinander verbracht haben. Uwe hat mir ein großes Wasserfass geschenkt - Fotos gibt es hoffentlich morgen.....


"Verbundenheit" und "Wachstum / Autonomie" lassen mich nicht los. Der Glücksfall und die Ideallösung ist, wenn man jemanden hat dem man vertraut und der die selbe Entdeckerlust hat. Also, gemeinsam auf Entdeckungstour gehen. Ich sage dazu "miteinander spinnen". Ich liebe solche gemeinsamen Spinnereien! 
Egal, was man entdecken will und wohin man sich traut, es ist gut zu wissen, dass jemand da ist, wenn man sich zu weit hinaus getraut oder verirrt hat. Das ist nicht nur im physischen Sinne gemeint sondern auch in einer Gedankenwelt. Ich genieße "Schlagabtäusche", wenn ein Wort das andere gibt und man gemeinsam spannende Theorien entwickelt. Im sparring miteinander kann man wachsen aber auch erkennen, wenn man sich versteigt. Ich kenne nur ganz wenige Menschen, mit denen mir das gelingt - diese nennt man "gute oder beste Freunde"! 
Das Gefühl bei solchen Forschungstouren ist erhebend! Es ist wie verliebt sein. Man kann es dummerweise auch nur allzu leicht damit verwechseln, was dann zu ungewünschten und schwierigen Situationen führen kann. Leider trägt auch unsere Kultur ihren Teil dazu bei, eine gute Freundschaft mit einem "verbotenen Verhältnis" in einen Topf zu werfen.

Samstag, 15. September 2018

Gemischtes Allerlei

Der Aufenthalt hier geht zur Neige. Also muss ich so langsam alles so herrichten, dass bis zum nächsten Besuch alles passt. D.h. abgesehen vom putzen wasche ich meine Wäsche in der Waschmaschine bei der Tankstelle. Während die Wäsche versucht, ein paar Flecken loszuwerden, versuche ich, ein paar Fische zu bekommen - beides mit sehr mäßigem Erfolg. Wenigstens riecht die Wäsche wieder gut und ich nehme eine winzige Makrele mit nach Hause.
Am Horizont sind die Konturen von 3 großen Schiffen zu erkennen, aber sie verändern innerhalb der nächsten Stunde ihre Position nicht. Vielleicht sind sie etwas kleiner geworden, haben sich also entfernt? Sonderbar.
Viggo bringe ich die große Felsbekämpfungsmaschine zurück und bitte ihn um die Rechnung für Maschinenleihe, Trinkwasser und Duschen. "Gratis" ist die Antwort - da kann ich wohl wieder mal nur in Naturalien bezahlen: eine Büchse Wurst und ein paar Süßigkeiten für Randi. Viggo freut sich - sind einfach sehr liebe Leute, die Beiden.
Selbst Schuhe putzen kann eine schöne Aufgabe sein, wenn man dabei auf der Terrasse mit Meerblick sitzen darf - auch wenn es regnet!

Welche Berufe ich hier nicht schon alle ausprobiert habe! Abgesehen von Schreiner / Zimmermann (was ich auch in Deutschland gerne und häufig mache) war ich hier schon Elektriker und Tiefbauer, Mädchen für alles, Köchin (experimentierfreudig), Fischer, Transportunternehmer und ich weiß nicht was noch. Meine nächste Herausforderung wird "Flaschner" sein.

Zum Nachmittagsessen gibt es die Reste: Kartoffeln mit Gefriergemüse, Butter & Käse, 2 Spiegeleier. Auch hier: auf den Punkt aufgeräumt. Schließlich bin ich die nächsten 2 Tage unterwegs zu meinen Freunden nach Rolla. Und falls ich am Montag schrecklichen Hunger bekommen sollte, kann ich mir immer noch an der Tanke etwas holen.

Ich möchte noch den Kamin des Badestamps zusammenbauen, daran bin ich gestern gescheitert. Auch heute bin ich nicht viel erfolgreicher - das Problem ist, dass 2 Rohre, die ineinander gesteckt gehören, exakt den gleichen Durchmesser haben. Ich verzweifle schier daran. Mit der Flachzange bördle ich eines der Rohre etwas ein, so dass ich wenigstens einen Ansatzpunkt bekomme. Den Rest will ich durch zusammenklopfen erreichen. Damit handle ich mir leider sehr unschöne Beulen an beiden Enden des Rohrs ein, außerdem bekomme ich leider keine ausreichende Überlappung der Rohre hin. Das muss jetzt wohl genügen, es geht nicht anders. Holzverkleidung und Deckel des Badestamps müsste ich eigentlich ölen, damit sie länger schön bleiben. Aber dazu reicht die Zeit nicht mehr. An Weihnachten wird das sicher wegen Nässe, Kälte und Dunkelheit auch nichts werden. Also muss ich ihn halt gut einpacken, damit er bis auf Weiteres einigermaßen geschützt ist.

Björnar hat mich gestern für verrückt erklärt wegen der vielen sonderbaren Einfälle (Schwimmsteg, Fische im Badestamp, alles was ich selbst mache in und um die Hütte, meine abenteuerlichen Reisen...) die ich habe. Ich habe ihm beigepflichtet.

Als alles zu meiner Zufriedenheit gerichtet ist, gehe ich mich von den Nachbarn verabschieden. Das dauert natürlich, weil es immer viel zu bequatschen gibt - wir haben uns ja soooo lange nicht gesehen... Ragnar erzählt mir von seinem Badestam in der schwedischen Wildnis und dass man ihn nur mit dem snowmobil erreichen kann. Außerdem meint er, er hätte alles erforderliche, um meinen Badezuber füllen zu können - Pumpe, Schläuche und einen großen Tank für den Wassertransport. Danke. Aber ich hoffe, dass ich mit meinem Equipment klar komme.
Bis Weihnachten - vi ses!



Was der Hirnforscher sagt: "jeder Mensch bekommt 2 Sehnsüchte mit in die Wiege gelegt: die Sehnsucht nach Verbundenheit", d.h. nach sozialen Kontakten, Freunden, Partner und "die Sehnsucht nach Wachstum und Autonomie". Die beiden Zielsetzungen widersprechen sich, so dass man bereits mit diesem Dilemma auf die Welt kommt. Ich weiß sehr genau, welche der beiden Sehnsüchte ich bediene und ich bin zufrieden damit. Die andere klammere ich mehr oder weniger aus meinem Leben aus, aber das scheint sich immer wieder zu rächen. Was aber tun, wenn man doch nicht beides haben kann? Es gäbe einen Weg, beide Sehnsüchte zu befriedigen, aber das sei ein großes Glück und ließe sich nicht bestimmen....dann muss ich das wohl so akzeptieren.

Freitag, 14. September 2018

Mein Badestamp!

Ein nasskalter Morgen begrüßt mich, aber die Stimmung lasse ich mir davon nicht verderben. Die Sendungsverfolgung sagt "Siste hendelse: Losset Båt", was bedeutet, dass der Badestamp in Harstad abholbereit ist. Bei Ragnar leihe ich mir noch 2 Ratschengurte und entschuldige mich für die frühe Störung - es ist erst halb neun. Der Anhänger alleine scheint schon ein Stück schwerer zu sein, als unser kleiner, an den Steigungen ist das zu spüren. Wettermäßig wird es immer ungemütlicher, in Harstad regnet es schließlich. Ich scheine schon erwartet zu werden auf jeden Fall ist die Abholung gar kein Problem. Der Zuber steht hochkant auf einer Palette und passt leicht auf den Anhänger - allerdings ist die Fuhre nun fast 3 m hoch und bestimmt schrecklich anfällig gegen kippen und Seitenwind. Zum Glück ist es heute windstill!

Bei Jula muss ich nochmal einkehren, irgendeinen Quatsch haben sie mir verkauft für den Pumpenschlauch, das Anschlussstück passt überhaupt nicht. Zu zweit versuchen sie die Technik zu verstehen, aber es dauert fast eine Stunde, bis wir das richtige Teil passend hinbekommen. Mittlerweile bin ich wieder aufgewärmt. Ab nach Hause - ob ich schwitze weil ich jetzt auch noch die Regenjacke anhabe, weil es wärmer geworden ist oder aus purer Angst vor dem Heimweg, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall zockeln wir mit sehr vorsichtigen 30-40 km/h Richtung Heimat.
Ich versuche möglichst, allen Bodenwellen und Schlaglöchern auszuweichen und an jeder Bushaltestelle lasse ich die Schlange hinter mir vorbeiziehen. Am Flughafen muss ich noch zum Geldautomaten - dabei kontrolliere ich die Verzurrung und stelle fest, dass einer von 2 Gurten sich gelöst hat. Ich ziehe ihn nach aber auf den letzten paar sehr holprigen Kilometern hat das gar keinen Zweck, er löst sich immer wieder. Also fahren wir halt fast im Schritttempo nach Hause. Wir sind heil angekommen - Hägar ich bin so stolz auf Dich!!!


Jetzt hoffe ich auf Hilfe, denn abladen kann ich das Teil nicht alleine. Also schaue ich mal bei Björn und Anne-Lise vorbei, die trotz Kälte ein paar Sonnenstrahlen auf der Terrasse genießen. Etwas smalltalk; ich gebe Björn das Geld, das die Versicherung für die Arbeit am Eisschaden bezahlt hat. Dafür wird er auch diesen Winter aufpassen, sagt er. Und er hilft mir mit dem Stamp. Angeblich haben sie unsere Fuhre schon kommen sehen. Es ist etwas trickreich, aber zu zweit können wir den Zuber kontrolliert vom Hänger rollen lassen und mit weiteren Tricks und Kraft landet er auf dem provisorischen Fundament. Ein wenig muss ich noch nachbessern, dann ist Björn zufrieden. Ich packe alles aus, baue aber die Ofenrohre noch nicht ganz zusammen - die passen nicht auf Anhieb. Björn gefällt meine neue Badewanne - seewassertauglich. Björn will sich etwas ähnliches zulegen und auch mit Meerwasser betreiben, also frage ich ihn nach seinem Plan, das Wasser über die Straße zu bekommen. So erfahre ich von dem Plan, "unseren" Weg steigungsmäßig etwas anzupassen und für die Bootshäuser "Infrastruktur" aufzubauen, d.h. meine Nachbarn wollen im bzw. unter dem Weg und der Straße Leerrohre verlegen, um Wasser und Strom verlegen zu können. Das wird cool. Ich hoffe, dass ich an Weihnachten zum ersten mal baden kann! Mein Traum wird wahr!


Als Dan mit seinem Hund vorbeikommt, nutze ich die Gelegenheit, ihn wegen "Taxi zum Flughafen" zu fragen; ja, er kann mich am Dienstag früh mitnehmen! Sehr gut. Der Wermutstropfen: ich muss bereits kurz nach 4 Uhr aufbrechen - mein Flug geht um 6:30 Uhr. Aber so ist das halt...

15 Uhr. Eigentlich keine schlechte Zeit für Feierabend. Aber die Felsen hinterm Haus...die Trollkraft war fleißig und es sind große Rissen in den Felsen. Ich würde die Brocken am liebsten gleich noch wegräumen. Sollte ja schnell erledigt sein. Also - ran an den Speck! Mit dem Brecheisen heble ich den Fels in den Rissen auf. Er löst sich - aber die Stücke sind sooo riesig! Die schaffe ich nie und nimmer! Ca. 120 cm lang und 30x30 cm breit/hoch. Also doch wieder meißeln? Stundenlang dauert es, bis einer der Brocken in der Mitte durch ist. Aber selbst die Hälften sind mir noch viel zu schwer. Ein Glück, dass ich meine Audi-Sicherheitsstiefel anhabe - einer der Brocken rutscht herunter und klemmt meinen Schuh ein - dank der Stahlkappen spüre ich nichts, sondern hänge nur fest. Mit großer Kraftanstrengung kann ich den Fels etwas zur Seite schieben und komme frei. Ich hoffe, Frank kann später mit der Maschine die Trümmer herausziehen? Aber jetzt ist endgültig Schluss! Feierabend.

Ich reinige dern großen Bohrhammer, möchte ihn ja in ordentlichem Zustand zurückgeben. Es ist frisch geworden! Auf dem Anhänger liegt noch die Verpackung vom Badestamp, ich werfe noch einen leeren Wasserkanister dazu, schnappe den Angelrucksack und mach mich auf den Weg. An meinem Angelplatz entsorge ich den Müll. Das Meer ist leer - keine Fische, alle weg! Pech. Aber bei Viggo auf dem Campingplatz gibt es Wassernachschub und wieder mal eine Dusche. Ich fühle mich wieder gut!


So gut und sauber, dass ich mich traue, bei Anne-Lise und Björn mit einer Flasche georgischem Apfellikör aufzutauchen und den Abend fröhlich mit ihnen zu verbringen.


Wenn man unser Sonnensystem einmal mit einem Atom gleichsetzt (sie sind ja ähnlich aufgebaut), dann sind wir - ach so komplexen Menschen - darin irgendetwas noch viel Kleineres als Quarks. Wieso kann man sich dann sicher sein, dass Quarks wirklich die allerkleinsten Teilchen sind?

Donnerstag, 13. September 2018

Nicht gerade ein Urlaubstag...

Mir wurde gesagt, die Fracht sei manchmal schneller als die online-Verfolgung, ich solle in Harstad anrufen um zu sehen, wo mein Badestamp ist. Vielleicht ist er ja heute schon da? Oh je, schlechte Nachrichten: der LKW ist noch nicht mal in Bodø, von wo aus mein Badezuber dann verschifft werden soll. Das sieht so aus, als ob das auch morgen (noch) nichts wird! Das wird dann aber sehr eng! Auf jeden Fall bastle ich schon mal ein provisorisches aber hoffentlich tragfähiges Fundament. Schließlich soll der Zuber ja auf die Terrasse, die aber erst mal wieder abgebaut werden muss. Vielleicht kann ich ja an Weihnachten schon baden?

Nein, Löcher bohre ich keine mehr! So habe ich das beschlossen. Aber ich kann noch einiges von dem losen oder nassen Material wegstemmen. Also erneut: auf in den Kampf! Petrus bemüht sich heftig, mir das Ende leicht zu machen, aber von so einem kleinen bisschen norwegischem Regen lasse ich mich nicht so schnell in Bockshorn jagen. Erst als ich komplett durchnässt bin gönne ich mir eine Pause. Der Wetterbericht hat den Regen punktgenau vorhergesagt - er ist zuverlässiger als z.B. die Post hier.

Die Pause wird länger als geplant. Mir ist kalt und so bleibe ich gerne unter der Heizung sitzen. Das nasse T-shirt tausche ich gegen einen Pullover und dann raffe ich mich wieder auf. Schnell ist mir wieder warm - sehr warm. Mit dem Meißel richte ich nicht so richtig große Dinge aus, aber die eine Hausecke bekomme ich doch ziemlich frei. Insbesondere an der Größe des Abraumhaufens kann ich meine Fortschritte feststellen. Die billige Trollkraft (Name ist sinngemäß "Felssprenger") fängt auch an Wirkung zu zeigen. 2 große Blöcke kann ich schon wegräumen; einer davon will nicht weichen und beißt mich ordentlich in den Arm. Feierabend für heute! Trapper in Kanada wollte ich ja werden, nicht Goldgräber in Norwegen! Auch wenn die Felsen immer wieder golden glitzern, letztendlich ist es doch nur Stein...

Ein Blick auf die Sendungsverfolgung: mein Badestamp scheint in Bodø angekommen zu sein, er schwimmt jetzt auf einem Boot.
Es regnet jetzt wieder, da möchte ich nicht mehr fischen gehen. Dann gibt's halt keinen Fisch für Deutschland mehr. Ruhig sitzen mag ich auch (noch) nicht, also packt mich der Putzteufel. Und weil staubsaugen so schnell fertig ist, mache ich mich gleich noch über die blinden Fenster her - die sind dick mit feinem Steinstaub zugesetzt. Hält wahrscheinlich nicht lange, ist aber ein gutes Gefühl. Meine beiden Nachbarn sind noch nicht da, vielleicht kommen sie ja auch erst morgen? Aber zu den neuen Nachbarn in der obersten Hütte möchte ich einmal, ein junger Mann (Dan?) hat mir gesagt, dass er am Flugplatz arbeitet. Ich muss am Shuttle-Service arbeiten. Also marschiere ich den steilen Berg hinauf. Ein Auto steht da, aber auf klingeln und klopfen reagiert niemand, also ziehe ich unverrichteter Dinge wieder ab. Einen schönen Blick hat man von hier oben!


Mittwoch, 12. September 2018

Endspurt?

Wieder ein wunderbarer Morgen! Sonne pur. Stille - nicht mal das Meer plätschert. Und ich soll hinter's Haus? Mit den Felsen auf der Schattenseite kämpfen? Ok, Endspurt! Immerhin kann ich ab un zu, wenn ich aufschaue, das verblassende grün der Bäume aufsaugen oder ein paar Blaubeeren entdecken. Der Hang ist voll von Heidekraut, aber die Beeren fangen eben erst an zu reifen, die meisten sind noch rot.

Während der Bohrhammer seine Arbeit tut können meine Gedanken wieder auf Wanderschaft gehen. Immer wieder holt mich das Gerät aber schmerzhaft zurück, indem sich der Bohrer im Fels verbeißt und die Maschine ins Schleudern gerät. Meine Beine sind von blauen Flecken übersät. Immerhin scheint mir der Himmel beistehen zu wollen: eine Wolkenformation sieht doch glatt wie mein Bohrhammer aus! Dennoch braucht jedes Bohrloch weiterhin seine 10 min und es entstehen auch nicht einfach so neue Löcher....

Um halb zwei genügt es mir endlich. Ich könnte noch mehr bohren, aber an den erforderlichen Stellen ist es zu feucht, da wirkt der Beton nicht. Aus dem Schatten trete ich auf die sonnenüberflutete Terrasse. Das Wasser ist immer noch spiegelglatt. Von der Fischfarm gegenüber zieht ein Fischerboot Richtung Westen - die Wellen, die es hinterlässt glitzern in der Sonne und strahlen bis hier herüber. Eine Perlenkette an Lichtern zieht das Boot hinter sich her. Über dem spitzen Berg gegenüber (ich muss gelegentlich mal recherchieren, wie der heißt) thront eine Wolke wie Rauch, der den Schornstein verlässt.

So Hägar, nun bist Du dran. Ich habe Ersatzteile für den defekten Luftauslasskanal des Riementriebs und die Nebelschlussleuchte mitgebracht. Und ein bisschen Werkzeug. Zur Sicherheit fahre ich Hägar auf eine dünne Holzplatte - falls Schrauben herunterfallen habe ich so bessere Chancen, sie wiederzufinden. Der Luftfilterkasten muss raus - bei der Gelegenheit schirme ich ihn auch gleich gegen Wärme ab. Am Abschirmblech des Auspuffs fehlt eine Schraube - ich habe zwar eine mit passendem Durchmesser, aber zu lang. Jetzt merke ich erst, wie komfortabel meine Werkstatt zu Hause ist: mir fehlen hier Schraubstock und elektrische Geräte. Es geht ja aber auch von Hand. So, nun zum Hauptgrund - dem verschmorten Auslasskanal. Mit etwas Mühe und Tricks bekomme ich ihn ausgebaut, um dann festzustellen, dass das Ersatzteil ganz anders aussieht. Die haben mir den Einlasskanal geschickt! Grrr. Sofort rufe ich beim Händler in Deutschland an - er wird mir das richtige Teil schicken. Nach Aschbuch natürlich. Im Winter kann ich es dann mitnehmen, damit ich es vermutlich im nächsten Jahr einbauen kann. Die Zeiten sind schon ganz anders, als in der Hektik zu Hause...... Also dichte ich das alte Teil vernünftig ab und baue es wieder ein. Die neue Nebelschlussleuchte funktioniert auch nicht - liegt aber vermutlich nicht an der Leuchte sondern am Strom. Jetzt suchen? Keine Lust? Wer braucht schon eine Nebelschlussleuchte!
Die Sonne ist schon hinterm Berg verschwunden und jetzt wird es empfindlich kühl. Also schnell wieder alles zusammenbauen. Am Tank wollte ich noch 2 Gewinde nachschneiden, aber das ist eine größere Aktion - also nicht mehr heute. Auf eine Probefahrt verzichte ich, mir ist kalt und ich bin kaputt. Selbst auf einen Angelversuch verzichte ich heute.
Übrigens: gestern habe ich herausbekommen, dass es an der Tankstelle eine Waschmaschine gibt, die man für 20 kr benutzen darf. Das werde ich sicher einmal tun!



Meine philosophischen Höhenflüge zu Beginn der Reise sind ja in ca. 6000 m Höhe entstanden - kein Wunder. Jetzt treibe ich mich unterirdisch tief herum, der Bohrer hämmert sich bis zu 40 cm in das Herz der Felsen. Auf dementsprechendem Niveau bewegen sich auch meine Gedanken.

Naturwissenschaften - Schulphysik - Quantenmechanik - Quantenmystik - Quantenheilung -was soll man glauben, was nicht (mehr)? Wenn die Wissenschaft beim erforschen der Dinge, die mir noch halbwegs begreiflich sind (der Mensch besteht zu ca. 80 % aus Wasser), beim Aufbau von Atomen landet. Diese kann ich mir schon nur noch vorstellen. Die Elektronen eines Atoms schwirren um ihren Atomkern herum und dazwischen ist nichts? Warum verlassen sie dann nicht einfach ihre Bahn (übrigens haben sie dort ja nur eine "Aufenthaltswahrscheinlichkeit"!)? Weil da eine elektromagnetische Kraft wirkt - aber die kann man schon nicht mehr sehen. Man kann vielleicht ihre Wirkung anhand von Experimenten nachweisen. "Nichts" ist also nicht nichts? Ist "Nichts" eine Kraft?
Wie ist das mit anderen Dingen, die man nicht sehen oder begreifen kann, z.B. parapsychologische Effekte? Auch hier kann man aufzeigen, dass es die Effekte gibt! Die Reproduzierbarkeit dieser Effekte scheint noch schwierig zu sein, aber wenn auch Elektronen nur "wahrscheinlich" an ihrem Ort sind, dann ist das vielleicht gar nicht so tragisch.

Egal aus welcher Ecke man kommt (Physik, Homöopathie, Schamanismus, fernöstliche Lehren, Hirnforschung....) letztendlich scheint alles auf eines hinauszulaufen: man muss es FÜHLEN! Na toll - und das mir! Mit Gefühlen bin ich grottenschlecht! Ob ich da wohl lernfähig bin???