Samstag, 1. September 2018

Trolle und Dorsche

So, das war ein langer Tag mit viel zu erzählen - fangen wir an!

Gestern abend hat mich Astrid noch angefunkt "Polarlicht". Bei mir nicht...oder doch? Tatsächlich, über den Nachbarhütten wabert grünes Licht! Wunderschön! Aber es kommen nur wenige Strahlen über den Bergrücken, vielleicht ist ja hinter der Bergnase mehr zu sehen? Es ist kalt und Hägar schläft schon - also Mütze auf und den Drahtesel geschnappt. Hinter der Bergnase ist die nächste Bergnase, der Halbmond strahlt hell und leuchtet mir den Weg. So fahre ich doch bis Evenestangen, in der Hoffnung, hier viel mehr zu sehen. Aber das Schauspiel ist leider schon vorbei. Schade. Und, was lerne ich daraus? Polarlichtjagd ist etwa so, wie zum Ende des Regenbogens fahren!

Die Radtour mitten in der Nacht hat mich wohl müde gemacht - ich schlafe bis nach 9 Uhr morgens. Die Sonne strahlt schon auf das glatte Meer. Ich habe Kopfschmerzen, Zahnschmerzen und diverse Gliederschmerzen. An so einem schönen Tag? Das geht nicht - also einfach ignorieren. Da muss der Körper jetzt durch.
Am Waschbecken im Badezimmer ist schon ein Wasserhahn montiert, aber natürlich noch nicht angeschlossen. Da falle ich jeder Mal herein! Auch heute staubt es nur heraus.
Es ist schon erstaunlich, wie weit man anscheinend hören kann, wenn es so still ist. Ich höre ein Brummen - meine Heizung ist aber aus, die kann es also nicht sein. Der Kühlschrank? Vielleicht. Als ich wieder rausgehe wird das Brummen stärker - ein Schiff! Jetzt kann ich es sehen. Sieht aus wie ein Tanker, ist aber in der Mitte wie eingeschnürt. Das Fernglas lüftet das Geheimnis: es sind 2 aneinander gekoppelte Fischerboote.

Heute rücke ich dem Felsen zu leibe. Mit dem Meißel kann ich nicht viel ausrichten, also wieder Löcher bohren und diese dann mit "Sprengbeton" füllen. Ca. 20 Löcher mit einem Durchmesser von 25 mm, dann kann ich wieder eine Lage des massiven Felsens hinterm Bad loswerden. Über die gesamte Länge des Hauses ist das dann etwa 4 mal so viel...ich komme mir vor, wie das Vögelchen, das alle hundert Jahre seinen Schnabel am Berg der Ewigkeit wetzt! Eine Sisyphus-Arbeit! Ein einziges Loch zu bohren dauert (ohne Pausen) 10 min. Geduld! Ich muss mich wohl darin üben, es hilft alles nichts. Während die Maschine arbeitet kann ich ja ein wenig auf den Bohrer achten. An machen Löchern verkeilt er sich und schlägt mir fast die Maschine aus der Hand. Es ist, als würde der Bohrer von starkter Hand festgehalten werden. Dann wiederum hämmert er sich durch den harten Fels, wie durch Butter. Und manchmal geschieht irgendwie gar nichts, der Bohrer dreht sich, geht aber nicht voran. Ich vermute, dass er dann auf eine weiche, wasserführende Schicht gestoßen ist. Da durchzukommen ist schwieriger, als durch den festen Felsen. Ich wußte gar nicht. dass Fels so unterschiedliche Konsistenz haben kann?
Es ist eine üble, harte und dreckige Arbeit. Der feine Steinstaub vermischt sich mit den Wasserresten zu einer schmierigen, rutschigen Schicht. Ein Baatz! Der restliche Staub setzt sich am Haus und den Fenstern, in meinen Haaren und auf der Brille ab. Nachdem ich auf dem schrägen Fels mehrfach abgerutscht bin und mir das mit der schweren Maschine gefährlich vorkommt, baue ich mir um die Mittagszeit eine kleine Hilfsplattform.

Die Sonne hat jetzt richtig Kraft - die Mittagspause auf meiner Lieblingsbank lädt ein zu einem Nickerchen im Liegestuhl. Den ich nicht habe. Also auch kein Nickerchen. Auf dem Fjord ist Getöse - ein Schwarm Enten unterhält sich lautstark. Was es wohl so wichtiges zu schnattern gibt? Dazwischen höre ich metallisches Klappern, wie aus einem Schiffstank. Vielleicht kommt das vom anderen Ufer. Wie weit man wohl meine Bohrmaschine hört?
Das Licht ist so hell und klar, dass ich in den Bergen gegenüber Strukturen entdecke, die ich noch nie gesehen habe. In einer Bergflanke öffnet sich ein Trichter, der fast wie dein Vulkan aussieht. Ein andere Berg trägt ein Krönen, könnte auch ein riesiger Maulwurfshügel oder ein gekringeltes Hundehäufchen sein - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Um fünf Uhr nachmittags mag ich nicht mehr. Der Rücken schmerzt von der gekrümmten Haltung. Also Schluss für heute. Der Sprengbeton muss aber schon noch vorher rein, damit er möglichst lange wirken kann - er braucht seine Zeit. "Trollkraft" heißt er. Die (Trollkraft) kann mein Freund Bene sicher auch brauchen - er kämpft derzeit heftig für seine Gesundheit.

Gegen 18 Uhr ist Schluss für heute. Ich bin kaputt und dreckig. Hägar sieht aus, als könne er noch einen Ausritt vertragen. Also aufsatteln, vorsichtshalber Angelrucksack aufsetzen und los. Auf dem Berg hier steht eine große weiße Kugel, die ein Funkmast sein soll. Da möchte ich hin. Mein Navi kennt den Weg, leider jedoch nicht die Schranke, die noch ein großes Stück vor dem Ziel den Weg versperrt. Laufen? Ist nichts für mich!
Dann schauen wir uns doch mal die Gegend auf der anderen Seite der Hauptstraße an. Sanfte grassbewachsene Hügel und viele verstreute Häuser und Höfe. Am "schwarzen See" kommen wir vorbei  seinen Namen trägt er zu recht. Scheint eine sehr moorige Gegend zu sein. Viel gibt es jedoch nicht zu entdecken, also schlagen wir noch einen Haken nach Ramsund, auf der äußersten Seite des Festlandes. Danach kommt nur noch eine etwas größere Insel, zu der eine Brücke hinüberführt. Dann ist Sackgasse.
Von der Brücke angeln? Das wollte ich schon immer mal. Ich habe das schon oft gesehen aber noch nie selbst probiert. Die Brücke ist ziemlich hoch, darunter liegt das Meer. An den tiefen Stellen liegt es tiefblau da, an den flacheren Sandbänken strahlt es in hellem türkis.

Der Köder fliegt gut, aber es sieht nicht weit aus. Die Schnur zischt von der Rolle - fast ist sie schon leer. Bereits nach wenigen Würfen zappelt was an der Angel. Jetzt hochholen! Aber wie? Die Rute biegt sich um 180 Grad, der Aufrollhebel ist viel zu kurz um das Gewicht anzuheben. Also lege ich die Angel beiseite und hole die Schnur mit den Händen ein. Dummerweise habe ich ausgerechnet heute keine Handschuhe dabei! Die Schnur schneidet mir in die Finger - aufgeben gilt nicht! Das muss ein ordentlicher Fisch sein! Ich kann ihn schon sehen, als er auf halbem Weg vom Haken rutscht und wieder ins Wasser fällt. Mist. Aber der nächste läßt nicht lange auf sich warten. Auch er kämpft heftig, Und wie kriege ich den raus? Vielleicht kann ich ihn ja auf der Brücke entlangführen bis zum Ufer? Keine schlechte Idee. Aber der Fisch kämpft heftig - er ist so stark, daß er mir den Köder samt Schnur abreißt und nun mit einem rosa Gummifisch im Maul in der Tiefe verschwindet. Ne, Freunde, so nicht! Nicht mit mir! Mein Jagdtrieb ist geweckt. Nach einigen Würfen interessiert sich wieder einer für meinen Köder. Ich sehe ihn an der Wasseroberfläche. Sieht nach einem kleinen Dorsch aus - vielleicht zu klein?
Egal, überlegen brauch ich nicht, denn er befreit sich auch selbst vom Haken. Dann scheint die Beißzeit vorbei zu sein. Auf der anderen Brückenseite möchte ich es zum Schluss nochmal probieren. Und - es beißt wieder einer! Mit meinen dicken Motorradhandschuhen hole ich die Leine ein - es entsteht ein riesieger Schnursalat. Manchmal denke ich, es hängt gar kein Fisch mehr an der Leine - sie läßt sich so leicht einholen. Das wird wohl ein mickriges Fischlein sein. Sehen kann ich es nicht, erst als es über dem Brückenrand erscheint. Ein Dorsch. Und ich bekomme ich am Haken bis über das Geländer - geschafft. Petri Heil! Gar keine so kleine Portion. Genau richtig für ein Sonntagsessen morgen. Ab nach Hause, es fängt an zu tröpfeln.

Hägar braucht nun dringend Futter und ich freue mich auf eine Tasse Kakao! Um 9 Uhr abends fahren wir an die Zapfsäule - trocken! Die Tanke hat soeben geschlossen. Keine Abendtrunk für Hägar und mich....
Am schmalen Sandstrand der Evenes Bucht nutzt ein Mädchen die Ebbe und trabt mir ihrem Pferd einen großen Zirkel auf einer Sandbank. Es wird dunkel.

Zum philosophieren ist es heute schon zu spät. Der Kopf ist ja auch oft genug anderweitig beschäftigt.

Freitag, 31. August 2018

Ein schön angefüllter Tag

Heute haben wir ein super Wetter. Der Tag beginnt mit Wolken und zwischendrin leichtem Sonnenschein. Ein laues Lüftchen kräuselt die Fjordoberfläche ein wenig. Im Lauf es Tages gewinnt die Sonne an Kraft und ich wechsle die Arbeitsgarnitur auf "Sommer". Es gibt so viel zu tun - wo anfangen? Irgendwie ergibt sich das meist automatisch. Letztendlich beginne ich, das unterm Haus gestapelte Holz nach draußen zu räumen um Platz für den Bagger zu machen. Frank stellt sich allerdings wieder mal tot.
Schon nach einem halben Tag habe ich das gesamt Holz umgeräumt, es stehen jedoch noch weitere Dinge unter dem Haus, z.B. die Fahrräder und der Werkzeugschrank. Damit warte ich aber noch, bis es wirklich ernst wird.

Während ich an der frischen Luft arbeite, hat mein Kopf natürlich "Freigang". Aber er wälzt heute keine "spinnerten" Gedanken sondern orientiert sich an den anstehenden Arbeiten. Schränkchen und Regale bauen? Wo und wie... eine Plattform unterm Haus könnte ich basteln, um den ganzen Kruscht unterzubringen usw.

Eigentlich könnte ich jetzt etwas zu Mittag essen. Es sind noch 3 Makrelen da - meine Räucherkünste gestern waren aber nicht perfekt. Ich glaube, ich müßte nochmal etwas nachlegen. Das Feuer unterm Ofen ist gestern immer wieder ausgegangen, es war nicht genügend Hitze da. Darum möchte ich mir "schnell" eine kleine Feuerstelle bauen. Die abgesprengten Felsbrocken von hinterm Haus sind dafür gut geeignet. Sie liegen aber noch dort. Also muss ich mir das Mittagessen noch etwas verdienen mit Steine schleppen. Eine nicht ganz leichte und schmutzige Arbeit.
Dafür ist das Ergebnis ganz brauchbar - mein Räucheröfelchen passt wunderbar oben drauf und darunter brennt das Feuer herrlich. Als die Fische fertig sind duften sie lecker, sind goldbraun und richtig fest. Zerteilt und auf eine Scheibe Brot gelegt schmecken sie fantastisch! Ich als "Fisch-nicht-Esser" könnte mich richtig daran gewöhnen - die schmecken wirklich toll!
Essen und arbeiten - in der Sonne, bei einem lauen Lüftchen, begleitet von leichtem Wellengeplätscher. Kann es einem besser gehen?

Ich arbeite in gemütlichem Tempo, heute bin ich anscheinend im flow. Alles haut hin. Beim Holz umschichten habe ich ein paar Reste gefunden, für die mir sofort passende Verwendungen eingefallen sind. Fangen wir also in der Küche an. Die Arbeitsplatte soll einen Unterbau mit Ablage bekommen, damit sie wieder frei wird. Im Moment staple ich mein ganzes Kochgeschirr darauf, die Konservendosen stehen auf dem Boden. Ich beginne mit ein paar Füßen und einer Blende, dann genügt es für heute. Es ist schließlich schon 18 Uhr.

Für 20 Uhr bin ich mit meinen Freunden Astrid und Uwe an der Tankstelle verabredet. Uwe fährt den LKW, Astrid fährt heute mal mit. Das passt doch super - da können wir uns kurz sehen! Hägar wird aufgerüstet mit dem Anhänger. Bei der Gelegenheit will ich gleich Wasser holen, vielleicht noch angeln gehen und Viggo um seinen großen Bohrhammer bitten. Am Campingplatz gibt es ein Außenwaschbecken mit fließendem kochend heißem Wasser. Das ist super zum Reinigen des Räucherofens - eine ordentliche Sauerei. Zum Angeln ist es vor unserem Treffen etwas knapp, aber bei Viggo und Randi schau ich rein. Natürlich kann ich die Maschine haben! Viggo wird sie mir herausstellen, so dass ich sie am Rückweg abholen kann. Wir unterhalten uns noch ein wenig, dann breche ich auf.
Astrid und Uwe sind noch nicht da, da hole ich mir doch gleich noch einen Kakao mit der "Flatrate-Tasse" vom Vorjahr. Na ja, ein wenig schummeln....
Es ist schön, die beiden zu sehen. Während Uwe tankt, kann ich ein wenig mit Astrid reden, die Pause dauert nicht allzu lange. Trotzdem hat es sich gelohnt. Wir verabreden uns - ich möchte die Freunde nochmal besuchen, bevor ich wieder abreise. Wenn Hägar den Anhänger mitnimmt, kann ich vielleicht sogar ein Plastikfass abstauben, das ich für eine zentrale Wasserversorgung nutzen möchte. Die Pläne gehen mir nicht aus - und die Arbeit auch nicht. Morgen ist auf jeden Fall (wenn es nicht regnet) Steine klopfen angesagt. Die Maschine steht wie versprochen am Carport. Bei Evenestangen bade ich noch meine Köder ein wenig. Das Meer liegt glatt und türkisblau in der Abendsonne. Danach kann man schon süchtig werden! Die Fische sitzen heute vermutlich schon vor dem Fernseher und haben das Abendessen beendet. Sie beißen nicht. Egal - einfach dort sein und sich ein wenig bewegen macht auch Spaß.

Donnerstag, 30. August 2018

Wetterkapriolen

aUm halb acht Uhr weckt mich ein Rumpeln, das Haus wackelt. Es wird doch nicht schon Frank mit dem schweren Erdräumgerät sein? Sofort nachschauen. Nein, natürlich nicht Frank - nur eine Sturmbö. Das Meer rauscht und schäumt, die Bäume biegen sich. Es beunruhigt zwar, aber wenn ich nicht da bin stürmt es sicher oft und heftig und da die Hütte immer noch steht, bin wohl nur ich das schwächste Element hier. Also cool bleiben.
Meine Lieblingsbank am Haus ist trotz Regen trocken, der große Dachüberstand macht's möglich. Da muss ich mich doch raussetzen! Wenn nicht jetzt im August, wann dann? Also hänge ich mir die "Spezial-Wind & Wasser-Decke" um, setz mich raus, genieße Wind und Wellen bei einer warmen Tasse Tee. Die Berge gegenüber sind im Nebel verschwunden, im Laufe des Frühstücks bläst der Wind die Wolken jedoch wieder ein Stück weit weg und ich kann die Umrisse schemenhaft erkennen. Die Grashalme auf dem Dach wedeln im Wind wie Haare, die in's Gesicht hängen.


Im Lauf des Vormittags hat der Wind abgeflaut, es herrscht das übliche feucht-trübe norwegische Wetter. Frank ist nicht erreichbar. So habe ich als erstes Hägar wieder flott gemacht (Batterie und Nummerntafel montiert) und seinen Zündschlüssel gesucht - hab ihn wie üblich zu gut versteckt. Ich bin sicher, er taucht dort auf, wo er hingehört! Kleine Änderung an einer Abwasserleitung, mitgebrachtes Werkzeug und Ersatzteile einsortieren und Gedanken darüber, wo ich die ganzen unterm Haus verstauten Sachen unterbringe, während die Fundamente repariert werden. Mir graut vor der Umräumaktion! Noch war glücklicherweise keine Zeit zum philosophieren - mein Kopf muss all die Spinnereien von gestern erst noch verdauen.

Um die Mittagszeit erreiche ich Frank und er "will versuchen, heute abend" noch vorbei zu kommen. Da bin ich ja mal gespannt!
Nach meiner ersten Einkaufstour (der Rema 1000 in Evenskjer ist leider immer noch nicht fertig) habe ich keine Lust mehr auf Arbeit - vielleicht sollte ich gleich mal noch fischen gehen? Das frische Brot mit gesalzener Butter und ein Stück Käse schmecken phantastisch - ich könnte mich reinsetzen! Danach gehe ich dann doch angeln, ich muss es einfach versuchen! Zwischendurch hat es abwechselnd geregnet oder gewindet. Die Wolkenwand ändert sich ständig und zieht rasch vorbei. Als ich zum Angelplatz zur Evenestangen rausfahre ist es trocken, kaum angekommen fängt es jedoch an zu nieseln. Leichter Wind sorgt für kleine Schaumkrönchen. Dennoch versuche ich mein Glück. Ich muss nicht lange warten, schon beim dritten oder vierten Wurf bleibt was hängen. Eine Makrele! Mal was Neues. Allerdings eine sehr kleine. Und gleich die nächste. Und noch eine - ein ganzer Schwarm dieser Makrelenbabies scheint da draußen wild auf meinen Köder zu sein.
Der Vorteil bei diesen kleinen Fischen ist, dass sie in meinen Räucherofen passen! Mit fünfen von ihnen fahre ich dann nach Hause. während der Angelei haben sich im Westen  aus den Wolken 2 parallele Streifen gebildet, die schräg auf die Erde verlaufen. Ich fürchte, das ist Regen - sieht aber wunderschön aus. Mist, ich habe zu lange gewartet - auf dem kurzen Weg den Berg hinauf zu Hägar erwischt mich ein Guß. Wenige hundert Meter später auf dem Heimweg bricht hinter mir die Sonne durch und wirft ein hartes klares Licht auf die schwarzen Wolken, die über meinem Hausberg "schwarzer Berg" hängen. Es ist ein sonderbares, mysteriöses Licht - ich liebe es! In den nächsten Stunden gehen die Kapriolen mit Regenbögen, Nebelwänden, strahlendem Licht, Regenschauern und Windböen weiter. Einfache oder doppelte Regenbögen wandern über Stunden hinweg von Narvik Richtung Balangen. Wild!
Zum Abendessen lasse ich mir 2 der geräucherten Makrelen mit Bratkartoffeln schmecken. Mangels Gewürzen habe ich die Fischbäuche mit etwas Lauch gefüllt - das schmeckt hervorragend! Einziger Wermutstropfen sind meine Zahnschmerzen, die ich kurz vor der Abreise zum ersten mal gespürt habe  das passt mir jetzt gar nicht!







So, jetzt bekommt ihr aber meine philosophischen "Wetterkapriolen" von gestern zu lesen. Die mussten heute erst etwas abkühlen - während der Rumsitzerei im Flugzeug und am Flughafen, haben sich in meinem Kopf folgende wilde Wetter abgespielt:

Blog ist ein Kunstwort und bedeutet Web-Logbuch, wobei ein Logbuch ja ein Tagebuch ist. In diesem Sinne ist ein Blog also ein öffentliches Tagebuch. Tagebuch ist aber etwas sehr Persönliches. Ich habe von meinen Lesern die Rückmeldung bekommen, dass ihnen meine Geschichten besser gefallen haben, wenn sie persönlich waren. Darum werde ich mich dann eben trauen, meine persönlichen Gedanken öffentlich zu machen. Also, erwartet etwas anderes als bisher - niemand muss es ja lesen.
Diese Reise steht eher unter dem Stern, eine innerliche Reise zu werden. Die äußeren Bedingungen lassen keine großen Abenteuer erwarten, die inneren schon....
Als ich vor Jahren am burnout gelitten habe, habe ich diese Reise nach innen begonnen. Es war in der Tat eine gefährliche Reise und ich habe schmerzhafte Kämpfe ausgestanden. Irgendwann habe ich das Kapitel dann geschlossen und die Reise nicht beendet. 
Vor einiger Zeit bin ich über eine Thematik gestolpert, die mich sofort fasziniert hat - den persönlichen Grundton. Mittlerweile habe ich mich dazu ein wenig eingelesen und entdecke täglich neue spannende Verbindungen, Erkenntnisse, Möglichkeiten. Ich werde wohl meine innere Reise wieder aufnehmen. Mein Vehikel ist diesmal nicht meine treue Lisl, auch kein Psychologe sondern mein eigener Grundton. Ich bin selbst sehr gespannt, was ich auf dieser Reise erleben und wem ich begegnen werde. Vielleicht habt Ihr selbst schon mal erfahren, welche Überraschungen einem das eigene ich bereitet, wenn man auf Fragen antworten soll, die man sich selbst nie stellt? Weil man sich nicht traut, es für überflüssig hält oder einfach gar nicht auf die Idee kommt.

So wie auf meinen Motorradreisen die Straßen unter den Rädern dahingleiten, wie ich dann nichts zu tun habe außer schauen und die Eindrücke genießen, so fliegen mir jetzt die wildesten Gedanken zu, während das äußere Leben seinen mehr oder weniger geordneten Gang geht. Mein Kopf ist zu klein für die Ideen und Gedankenblitze, ich werde sortieren und aussortieren müssen. Meine ausgeprägte Vergesslichkeit kommt mir dabei zu Gute.

Klingt alles ziemlich undefiniert für Euch? Ja, für mich auch. Ich kann Euch an ein paar philosophischen Gedankengängen teilhaben lassen - keine Angst, die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt sich mir nicht.
Der Zündfunke sprang über, als ich etwas gelesen habe über die Verbindung von "Materie ist nur Schwingung", einem persönlichen Ton und dem Wissen um die Resonanz. Ich konnte mir schnell vorstellen, dass mein eigener Körper vielleicht seltsame Dinge tut, wenn er in Resonanz gerät. Diese seltsamen Dinge will ich kennenlernen. Angeblich sind diese Dinge sehr heilsam und man kann vielleicht damit sogar Sachen erreichen, die einem sonst niemals gelingen würden. "Mens sana in corporis sano" beschreibt einen bekannten aber nicht allenthalben anerkannten Zusammenhang zwischen Körper und Psyche. Man denke nur an "psychosomatische Störungen" und an alternative Heilmethoden, die von der Schulmedizin verleugnet werden. Oder an manchmal kindergartenmäßig anmutendes rationales Vorgehen in der Verhaltenstherapie, das trotzdem irrationale Effekte zeigt. Mit dem Wissen um den Grundton verschmelzen Körper und Geist zu einer logischen und erklärbaren schwingenden Einheit, die auch mir eingängig ist.

Ich habe mich noch nie näher mit indischen Lehren, chinesischer Medizin oder Yoga beschäftigt. Das alles köchelt in dem Hokus Pokus Topf vor sich hin. Das wenige davon, das mir bisher begegnet ist, bekommt aber plötzlich einen Sinn. Warum fällt ein Apfel auf den Boden und nicht ins Weltall oder warum bleiben die Menschen auf der anderen Seite der Welt auch am Boden haften? Die Erklärung lieferte erstmals ein Denkmodell, das Newtonsche Gravitationsgesetz. Vermutlich hat sich diese Frage vorher einfach niemand gestellt. Man hat es einfach genommen wie es war. Ähnlich verhält es sich wahrscheinlich mit den Hokus Pokus Dingen die mein kleiner Ingenieursverstand nicht begreifen kann. Also muss ich wohl bis auf Weiteres manche Dinge einfach mal akzeptieren und nicht verstehen. Zumindest so lange, bis ich dafür ein verständliches Denkmodell finde...

Noch ein Beispiel: zu Zeiten der Gebrüder Grimm scheint ein Sandkorn die kleinste vorstellbare Maßeinheit gewesen zu sein. Unteilbar! Nun muss man sich nur mal die Stationen der Physik anschauen und die jeweils kleinste messbare Einheit: Molekül, Atom, Proton/Elektron/Neutron. Oder sind das gar keine Teilchen, sondern nur Wellen? Quanten? Ich bin da sicher nicht kompetent, aber es scheint, dass mit zunehmendem Wissen einfach nur die absolute Grenze des "Unteilbaren" verschoben wird. Vielleicht gibt es ja gar keine absolute Grenze und das Spielchen geht endlos weiter so?

Wenden wir den Blick in die andere Richtung, in das Universum. Von dort draußen betrachtet sind vielleicht wir Menschen das kleinste unteilbare Wesen? Oder doch nicht? Wir wissen doch, wir bestehen aus vielen Körperteilen. Aus was noch? Ist das alles? Gibt es noch was, das zumindest ich nicht kenne? Andere sind da schon schlauer und reden von einem Energiefeld, Feinstofflichkeit, Seele..... Ob die Atome in unserem Körper wohl eine Vorstellung davon haben, wie ihr Mensch aussieht?

Ein neuer Gedankengang: die Firma in der ich arbeite, möchte ich einmal als Organismus bezeichnen. Ich finde, man kann vieles, was man am eigenen Leib erfährt darauf extrapolieren.
Mit dem Kopf durch die Wand - so kennen mich viele Mitmenschen. "Schnell" ist mein zweiter Vorname - so kenne ich mich selbst. Manchmal bin ich mir sogar selbst zu schnell. Blitzschnell reagieren meine Synapsen und befeuern mich mit Ideen und Gedanken (so wie gerade). Da kommt mein träges Ich nicht mit...ich muss mich anderweitig beschäftigen, damit das Blitzlichtgewitter im Hirn Ruhe gibt. So war das auch schon z.B. auf meiner Amerika-Tour; ich habe oft genug meinen Kopf angeherrscht, jetzt endlich mal Ruhe zu geben. Langeweile fördert die Kreativität - in meinem Fall wohl kontraproduktiv.
Ich lerne, dass es deutlich weniger Kraft kostet, einen Gedanken zu säen und dann abzuwarten, bis er aufgeht und Früchte trägt.
Meine Firma rennt aktuell auch mit dem Kopf gegen die Wand. In Taskforces ohne Ende werden die Mitarbeiter verheizt, läuft die Firma ins burnout. Die Firmenkultur lässt keine Zeit. Operative Hektik ersetzt geistige Windstille! Außerdem kann man als Mitarbeiter sein Gedankengut ja nicht einfach so den Kollegen überlassen - denn dann machen die damit "Karriere" und ernten die Früchte!? Zum Glück muss ich selbst dieses Spiel nicht mehr mitmachen - ich verpasse nichts mehr. Meine Tage in der Firma sind gezählt und ich kann entspannt meine Gedanken zur Verfügung stellen.








Mittwoch, 29. August 2018

Anreise

Also gut, ich blogge doch wieder. Warum? Weil mich einige von Euch danach gefragt haben und vor allem, weil ich den Kopf so voller Gedanken habe und das Schreiben hilft dabei, sie zu sortieren und los zu werden. Macht Euch auf etwas gefasst!

Für heute Abend will ich aber nichts übertreiben und nur schnell den Reisebericht meiner Anreise loswerden. Eigentlich lief alles bestens, perfekt. Fast besser, als es sein soll. Anreise über Autobahn ohne Stau. An der Sicherheitskontrolle diesmal kein Verdacht auf Sprengstoff - ich musste nur die Füße hochheben, bin mir vorgekommen wie ein Pferd beim beschlagen. Die Kontrolle hat sich ein wenig über meinen Schraubenvorrat im Rucksack gewundert (für Hägars Pflege), aber es war kein Problem. Anschluss in Oslo perfekt. Jede Menge Zeit zum rumsitzen, nichts tun und denken. Eine norwegische Freundin begrüßt mich per Nachricht wieder in "der Heimat".

Über den Wolken scheint die Sonne aber als wir sinken taucht eine dichte Wolkendecke auf. In der Sonne sieht sie aus, wie schneebedeckte sanfte Hügel. Wir tauchen ein, wir tauchen durch. Darunter ist es grau, aber meine geliebte wilde Landschaft ist nun zu sehen. Schroffe Berge, kleine Bergseen, das Meer und nur selten mal eine Behausung.
Diesmal ist es mir nicht gelungen, einen Abholservice zu organisieren, ein Taxi mag ich nicht bestellen. Das ist mir zu umständlich und zu teuer. Gedanklich habe ich mich auf einen Fußmarsch (8 km) mit 30 kg Gepäck eingestellt - aber wirklich ernsthaft meine ich das nicht. Mir wird schon was anderes einfallen. Genau - der Bus. Es fährt ein kleiner Bus nach Kjeldebotn bei Evenes, vielleicht kann ich da an der Abzweigung nach Liland aussteigen? Am Campingplatz? Ja, der Fahrer spielt mit. Er fährt sogar einen klitzekleinen Umweg bis direkt auf den Campingplatz! Und - dort sichte ich schon Viggo! Super guter Zufall! Randi ist auch da, es gibt eine herzliche Begrüßung und die beiden fahren mich NATÜRLICH zu meiner Hütte. Hab ich wieder mal ein Glück! Viel von Randis Wortschwall verstehe ich nicht, ich habe so vieles von der Sprache schon wieder vergessen. Aber es wird sich wieder einstellen, da bin ich zuversichtlich.

Alles ist noch da! Das Gras steht hoch, der "Garten" ist verwildert, so wie mir das gefällt. Auch auf dem Dach ist das Gras dicht und hoch, die Halme sind so lang, dass sie sich biegen und über die Dachkanten herunter hängen. Das wirkt total heimelig! Drinnen begrüßen mich diesmal keine toten Fliegen sonder ein herrlicher frischer Holzgeruch - das ganze Haus duftet! Zuallererst stelle ich meine Lieblingsbank raus auf die Terrasse, setze mich bei milden 17 Grad vor mein Heim, lausche dem Plätschern der Wellen und lasse den Blick übers Meer schweifen. Herrlich! Auch wenn die Wolken düster über den Gipfeln hängen und mich sogar 3 Regentropfen begrüßt haben. Um die Wale zu sehen bzw. zu hören ist die Brise ein wenig zu stark. Aber Randi hat erzählt, es wären derzeit viele Fische da, da muss ich wohl morgen gleich mal einen Angelversuch starten.



Sonntag, 26. August 2018

Warum bloggen?

Ist ja langweilig. In Norwegen wird sich jetzt ein "normales" Leben einschleifen - die Abenteuer sind vorbei. Meine Hütte ist bewohnbar und ich fliege dorthin. Also, warum sollte ich bloggen?
Das habe ich auch meinen Kollegen gesagt, die mich nach meinem Blog gefragt haben. Vielleicht habe ich ja auch noch was anderes zu erzählen als Abenteuer? Wir werden sehen.....

Eigentlich wollte ich diesen Sommer gar nicht herkommen, schließlich war ich in 2018 ja schon 3 mal in Norwegen und an Weihnachten werde ich auch wieder da sein. Aber meine Ex-Kollegin möchte gerne in ihrem neuen Ruhestand eine Skandinavientour machen und mich besuchen. Also werde ich eben da sein. Meine ersten Besucher! Oder doch nicht? Es gibt Hindernisse und die Tour von Marianne endet wohl schon an der Nordsee.
Dann habe ich eben dieses Mal keine Besucher. Dennoch habe ich genug zu tun. Vor dem Winter muss ich noch einiges unternehmen, damit diesmal nicht wieder eine Eiskatastrophe passiert. Und Hägar - mein Quad - braucht auch ein paar neue Teile und etwas Pflege. Falls ich noch Lust und Zeit haben sollte, möchte ich gerne an der Wasserinstallation beginnen - mir graust etwas davor. Aber bisher habe ich noch fast alles hinbekommen - also schau'n wir mal.