Samstag, 8. September 2018

Back to the roots

Ein neuer wunderschöner Tag! Beginnen wir ihn mit Ruhe und Entspannung - die unangenehmen Seiten zeigen sich früh genug.
Ein großer Schwarm Enten streicht mit großem Geplatsche an der Wasseroberfläche entlang, sieht aus, als ob sie übers Wasser laufen. Vor den Bootshäusern lassen sie sich nieder, sonnen und reinigen sich ein wenig und brechen dann zu einem Flug Richtung Narvik auf. Eine der Enten fliegt in großem Bogen zurück und dann dem Schwarm hinterher, grade so, als ob sie prüfen würde, ob auch niemand vergessen wurde. Ganz niedrig über dem Wasser gleiten sie dahin. Bei dem aktuellen Wasserstand ragt ein kleiner Fels so weit aus dem Wasser und glitzert in der Sonne, dass er aussieht wie eine Haifischflosse.
Das Telefon klingelt: es ist Scott aus L.A.!!! Von dem habe ich ja schon lange nichts mehr gehört - ich habe ihn und seine Frau Sandee in Alaska kennen gelernt und später ein paar Tage bei ihnen wohnen dürfen. Ist das eine herrliche Überraschung! Ich bin immer noch baff. Es ist ein wunderschönes und erfrischendes Gespräch - ich hoffe, es hält noch lange vor. Danke, mein Freund, das hat gut getan!

Zurück auf die Schattenseite des Lebens, oder besser gesagt: der Hütte. Ich fürchte, an den aktuellen Bohrstellen ist die Trollkraft nicht sehr wirksam. Dadurch dass hier ständig Grundwasser sickert, wird der Beton verwässert und wirkungslos. Hmmm...was kann ich tun? Mir fällt gerade keine Lösung ein - also erstmal lustig (und sinnlos?) drauf weiter bohren.

Ich nehme mir vor, nicht länger als bis 16 Uhr zu arbeiten. Der Plan ist, dann etwas fischen zu gehen, duschen auf dem Campingplatz und dann zum Abendessen zu Eva.
Tief kämpft sich der Bohrer in den Fels. Loch um Loch entsteht. Während die äußere Welt mittlerweile ziemlich automatisch abläuft, bohren meine Gedanken in meinem Leben (siehe unten).
Die Maschine steht - was ist geschehen? Hab ich sie überlastet? Nein, um die Ecke schaut grinsend Ragnar, er hat den Strom ausgesteckt um mit mir reden zu können. Er möchte gerne die Sackkarre haben, um seinen alten Kühlschrank (gestern gab's einen neuen) ins Bootshaus transportieren zu können.
Kurz nach 14 Uhr habe ich den östlichen Felsblock durchlöchert - Zeit für eine kurze (?) Pause. Tomatensuppe mit Tiefkühlgemüsemix soll mir nochmal Kraft verschaffen (Tomatenkraft?), verursacht aber leider auch wieder Zahnschmerzen. Egal, da muss ich halt durch.

Der Plan ist leider nicht ganz aufgegangen - erst gegen 17 Uhr schließe ich die Arbeiten für heute ab. Viel Hoffnung auf Erfolg habe ich leider bei dem vielen Grundwasser nicht. Meine Arbeit ist getan, nun liegt es am Troll, seine Kräfte am Felsen auszulassen. Das Fischen fällt der Zeitknappheit zum Opfer, aber die Dusche gönne ich mir. Schließlich bin ich "offiziell" bei Nachbars eingeladen, da möchte ich mich wenigstens ein bischen hübsch machen.
Eva hat einen köstlichen Nudelauflauf zubereitet, ganz nach meinem Geschmack: mit viiiiel Käse, viel Kochschinken, etwas Gemüse. Dazu gibt es Wein und zum Abschluss verköstigen wir ein paar Liköre. Der Abend wird länger als gedacht und ich bin froh, dass ich den Blog schon geschrieben habe. Es wäre sicher nix Gescheites mehr herausgekommen. Da ich aufgrund von Arbeit heute keine Bilder gemacht habe, muss ich doch für Euch noch schnell was zaubern - mit dem Fahrrad torkle ich noch kurz ein paar Meter weiter, um einen schönen Schnappschuss zu erhaschen.




Mein (bisheriges) Leben im Rückblick
war eigentlich gar nicht übel! Im Gegenteil, eigentlich bin ich ein Glückskind. Trotzdem lohnt es sich, über die Stationen nachzudenken.
Als Kind wollte ich immer wie mein Bruder sein. Ich glaube, ich war oft neidisch auf ihn. Dabei hat er mir wahrscheinlich viele Steine aus dem Weg geräumt und ich konnte in seinem Windschatten entspannt aufwachsen. Seit meinem ersten eigenen Fahrrad konnte ich meinen Freiheitsdrang damit mehr oder weniger gut befriedigen. Immer mehr unterwegs oder bei Freunden als zu Hause. Die Abenteuer bestanden in der Erkundung von verschütteten unterirdischen Gängen, im - wie ich dachte - verbotenen Rauchen in brandgefährlicher Umgebung (Dachboden oder Möbelwagen mit herausquellender Holzwolle). Später war mein Forscherdrang in Form von missglückten chemischen Experimenten an der frisch geweißelten Zimmerdecke zu sehen. Ich glaube, meine Umwelt hat sich daran mehr gestört als ich. In dieser Zeit haben mich Physik und Mathe (lehrerabhängig) gefesselt. Am meisten hat mich stets interessiert, ob oder wie meine wilden Ideen in der Realität umsetzbar wären. So habe ich auch ein "perpetuum mobile" erfunden  - enttäuschend nur, dass Jim Knopf mit seiner Emma damit schneller war und seine Lokomotive mit Hilfe eines Permanentmagneten angetrieben hat. "Werden" wollte ich dennoch lieber Trapper in Kanada! Keine Ahnung warum. Die Naturverbundenheit? Das forstliche Elternhaus? Egal. Ich habe das Ziel verfolgt und erfahren, dass es zum auswandern hilfreich ist, einen in Kanada gesuchten, handwerklichen Beruf mitzubringen. Meine Freude an der Technik hat mich dann zum Automechaniker gebracht. Aber das sollte ja nur Mittel zum Zweck sein. 
Mit der ersten großen Liebe haben sich dann aber auch die Pläne geändert. Dennoch bin ich meiner Fachrichtung treu geblieben und habe ein Ingenieurstudium durchgezogen. Irgendwie hat sich dann nach und nach einfach alles so ergeben, ich habe keine großen Entscheidungen mehr gefällt. Über einen kleinen Umweg habe ich dann doch einen Arbeitsplatz bei meiner Lieblingsfirma bekommen. Dass ich dort überwiegend administrative Arbeiten durchführen sollte empfand ich als Preis dafür, aber es war nicht schlimm. Anscheinend unmerklich habe ich mich wohl von meinen Plänen immer weiter entfernt. Mein Beruf hat mir Spaß gemacht, und wenn gerade einmal nicht, dann habe ich mir gesagt: Du hast diesen Beruf gewählt, dann musst Du eben auch die Durststrecken aushalten!
Lange Jahre durfte ich viele Freiheiten genießen und Arbeitsprozesse gestalten. Hier wird Logik und Effizienz verlangt - Dinge die mir liegen und die meinem Geist ausreichend Nahrung geben. Auch finanziell war das ein Glücksgriff - in den Urlauben konnte ich mir daher auch meine vielen Reisen gönnen. Meine Freiheit - 4 Wochen jährlich! Manchmal auch länger.

Aber anscheinend ist doch irgendetwas auf der Strecke geblieben. Das Feuer, die Neugier, der Funke, der Neues entstehen lässt, scheint nicht mehr da zu sein. Aus den Augen verloren. Aber jetzt geht diese Etappe, das Arbeitsleben, zu Ende - eine gute Chance, sich wieder auf die Suche nach dem Funken zu machen.
Trapper in Kanada ist nichts geworden, aber eine Hütte am Fjord in Norwegen ist mindesten genauso schön. Etwas luxuriöser sogar und etwas alterstauglicher. Statt Biber zu fangen und Bären zu jagen, gehe ich jetzt eben fischen. Statt unendlicher Wälder habe ich ein herrliches Meer um mich herum. Statt endloser Weiten sind es jetzt krasse Berge. Also - EIN Traum ist schon mal in Erfüllung gegangen. Nun muss ich noch etwas für meinen Geist finden. Back to the roots - zurück zur Physik?



Freitag, 7. September 2018

Nise!


Gestern war ich ziemlich müde und folglich schon bald im Bett. So komme ich heute morgen bereits um halb acht aus den Federn. Die Sonne blendet, vor den Bergen gegenüber ruht ein schmales Wolkenband über dem Fjord. Die Berggipfel ragen darüber hinaus. Gelegentlich regt sich ein leichtes Lüftchen, das die Wasseroberfläche matt werden lässt. So eine friedliche Ruhe!
Kjetil hat mir gestern erklärt, wo der allerbeste Fischplatz im Fjord ist. Dort ankert auch eine Boje. Warum das der beste Platz ist? Der Fjord ist dort eigentlich sehr tief, aber es erhebt sich ein Riff genau dort. Darum schwärmen die Fische sehr gerne. Es ist schon spannend, welche Unterwasserlandschaft es gibt - ich nehme an, die krasse Überwasserlandschaft setzt sich einfach unter Wasser fort. Aber ich kann sie eben nicht sehen.

Der ganze Vormittag geht noch flöten mit Umräumarbeiten unter und um das Haus. Es ist warm und mir läuft der Schweiß über die Stirn. Björn und Anne-Lise führe die Hunde spazieren und wir begrüßen uns herzlich. Björn wird später herüberkommen, um die "Anti-Frost-Strategie" zu besprechen. Einen guten Morgen auch auch an Eva und Ragnar - sie müssen heute nach Harstad, um einen neuen Kühlschrank zu kaufen. Eva macht mir für das morgige Abendessen schon den Mund wässrig.
Mit Björn führe ich später einige Fachgespräche, darüber hinaus phantasieren wir ein wenig über einen möglichen Schwimmsteg. Einige andere Geschichten kommen auch zum Vorschein. Björn sieht einen Lachs springen, ich sehe nur noch die Wellenkreise. Das Thema "Terrasse abbauen" kann Björn übernehmen, aber erst im nächsten Frühjahr. Vermutlich wird er sie dazu in Stücke sägen müssen, die dann abgekippt werden. Meine Idee, ein kleines Dächlein einzuziehen um Hägars Garage trocken zu bekommen findet er gut. Ja, ich habe noch viiiiiel Arbeit vor mir. Ich sollte mich wieder den Felsen hinterm Haus widmen, aber auf der Ostseite. Dort kommt man auf jeden Fall nicht mit den großen Maschinen hin.
Als ich mit den Aufräumarbeiten fast fertig bin, führt ein junger Mann seinen Hund vorbei. Er kommt von der Hütte oben auf dem Berg. Ich gehe mich vorstellen und erfahre, dass er Dan heißt und am Flugplatz arbeitet. Ich glaube aber, seine Eltern haben das Haus gekauft.
15 Uhr - Zeit für eine Pause und eine kleine Stärkung. Schließlich will ich ja den Felsen noch etwas zu Leibe rücken. An meinem Lieblingsplatz auf meiner Lieblingsbank mit unbeschränkter Sicht auf den Fjord lasse ich mich von der Sonne wärmen. Und da sind sie - meine "niser" (so heißen Schweinswale auf norwegisch)! Ihretwegen habe ich mich in dieses Fleckchen Erde verliebt! Ich höre sie schnaufen und sehe kurz ihre Rücken - 2 Stück sind es. Dann zockelt ein mickriges Motorböötchen mit großem Getöse vorbei und sie sind weg. Krach mögen sie gar nicht. Von der anderen Seite zieht eine größere Motorjacht vorbei. Es ist sehr interessant, welche Wellenmuster und unterschiedlichen Oberflächen das Wasser nun aufweist. Und wie groß die Wellen am Strand sind, die eintreffen lange nachdem die Boote weg sind.

Gegen 16 Uhr beginne ich dann endlich mit der Felsbohrerei. Die Bohrmaschine macht oft einfach, was sie will, sie schlägt wild um sich und verpasst mir einige blaue Flecken. Selbst wenn alles glatt läuft, braucht man für ein einziges Loch 10 min! 12 Löcher schaffe ich heute noch - dann bin ich kaputt. Es ist 18 Uhr und ich rühre noch den Sprengbeton an, damit die Trollkraft schon gleich anfangen kann zu wirken. Morgen muss ich gleich morgens weitermachen.
Zum Feierabend fahre ich wieder nach Evenestangen, nach den Fischen schauen. Die sind heute wohl satt, zumindest mag keiner meinen Köder. Ist ja aber nicht schlimm - es ist auch schön, einfach nur da draußen zu sein und den Sonnenuntergang zu erleben. Auf dem Rückweg unterhalte ich mich noch mit einer jungen deutschen Familie, die heute Nacht hier campen werden. Für heute Abend habe ich mich mit Björn und Anne-Lise verabredet. Auf dem Weg liefere ich bei Ragnar und Eva noch kurz je eine Medizin ab, vielleicht hilft sie ja gegen Halsschmerzen und Verstauchung. Mit einer fröhlichen Unterhaltung endet dann der Tag - zum philosphieren war heute keine Zeit. Muss ja auch nicht immer sein.....

Donnerstag, 6. September 2018

Spieglein Spieglein im Fjord....

Es ist so herrlich: ich muss nur die Terrassentür öffnen und das Meer empfängt mich mit plätschern oder rauschen. Je nach Wind- und Schiffsverkehr-Lage. Der Wetterbericht verspricht für heute und morgen weiterhin Sonne. Der Tag ist eigentlich viel zu schön zum arbeiten, aber es muss ja weitergehen. Die Zeit rennt mir davon, hoffentlich wird der nächste Winter mild, ich werde sicher nicht alle Maßnahmen fertiggestellt haben.
Auf nichts ist mehr Verlass - nichtmal auf das Ende des Regenbogens!  Dieses taucht nämlich bei Narvik in den Fjord ein und spiegelt sich dort - kein Ende sondern ein weiterer Bogen...

Fangen wir also mit dem Abbau der Terrasse an, besser gesagt, des Geländers. Die Arbeit ist nicht so schwer und ich bin die ganze Zeit in der Sonne mit Blick auf den Fjord. Ich würdige ihn leider viel zu wenig. Das mühsam aufgebaute Geländer! Hat mich viel Arbeit gekostet - jetzt muss es wieder weg. Aber, wie gesagt, eigentlich will ich es ja gar nicht haben, es behindert meinen Blick. Bis zum Nachmittag dauert der Abbau - ich genieße schon die freie Sicht. Zeit übrig habe ich aber nicht. Frank und Björn wollen angeblich "am Abend" kommen - schaun wir mal. Bis dahin sollte ich das Holz zum großen Teil verräumt haben. Aber wohin? Am besten wäre unterm Haus, im Trockenen. Mir fällt nur der schmale Absatz ein, auf dem ich Restholz zusammengetragen habe. Das muss jetzt weichen. Erstmal einfach den Abhang hinunter. Oder teilweise in den Windfang, dann habe ich an Weihnachten bereits trockenes Holz für den Ofen im Haus. Danach baue ich eine abenteuerliche Konstruktion aus Balken, Paletten und Betonsteinen, damit das Holz weit genug vom Boden weg ist und von allen Seiten Luft bekommt. Nun muss ich sämtliche für die Verkleidung des Unterbaus vorgesehenen Bretter erneut umschichten - eine schweißtreibende Arbeit. Als ich fast fertig bin, fängt Kjetil eine Diskussion über diese miserable Welt mit mir an. Wie weit denn sein Boot "Noah shark" wäre? Fertig!  Na ja, außer...ein Motor und die gesamte Elektrik fehlen noch. Ich dachte, das hätte er schon? Also wird es dieses Jahr noch nichts mit dem zu Wasser lassen.
Ich mache mich wieder an die Aufräumarbeiten, eine undankbare Arbeit. Nichts geht voran, kein Fortschritt ist zu sehen. Bis zu den Felsen hinterm Haus bin ich heute gar nicht gekommen. Da tauchen meine Nachbarn Ragnar und Eva auf! Wir freuen uns alle sehr über das Wiedersehen und für Samstag bekomme ich eine Einladung zum Abendessen.
Essen ist eine gute Idee - seit dem Frühstück habe ich nur ein Flasche Wasser zu mir genommen. Der Kühlschrank gibt Krautsalat, Kartoffelbrei und Rosenkohl her. Das Mahl genieße ich bei frischen 12 Grad auf meiner Freie-Sicht-Veranda. Die rosa im Abendrot glimmenden Berge spiegeln sich im glatten Wasser - es ist so still.




Genie & Wahnsinn
Ich glaube, ich drehe mich im Kreis. Viele dieser Gedanken hatte ich schon mal, vermutlich müssen sie einfach ganz oft gedacht werden bis es weiter geht. 
Ich lese und höre von Physikern, Heilern, Klangkundlern, Hirnforschern und Menschen, die von sonderbaren Erfahrungen erzählen. Viele unterschiedliche Vorstellungen und Weltbilder. Aber vielleicht sind die Bilder gar nicht unterschiedlich? Sie werden nur unterschiedlich beschrieben? Die verschiedenen Menschen benutzen unterschiedliche Sprachen um das selbe zu beschreiben. Vermutlich gibt es dabei auch einige "Nachbabbler", die das gehörte nacherzählen, aber davon keine wirkliche Vorstellung haben. Ein paar Geschäftemacher werden auch dabei sein, die der Menschheit das große Glück versprechen.

Wer hat echt was zu sagen und wer nicht? Wer kann das beurteilen? Ich denke mal, man spürt es den Menschen an, ob ihre Theorien auch ihre Überzeugung ist. Selbst wenn sie dann Phantastereien erzählen, ist es für sie selbst doch die Wahrheit. Nur weil ich mir / wir uns vieles nicht vorstellen können, muss es ja nicht unwahr sein.
Wer hätte vor Jahrhunderten gedacht, dass der Mensch einmal fliegen kann - immerhin kommt ein Wingsuit echtem fliegen schon ziemlich nahe. Hätte Troubadix im alten Gallien jemals geahnt, dass der Mann im Mond vielleicht ein Amerikaner ist?

Alles ist möglich!
Man muss nur - wie in der Wissenschaft Voraussetzung - die richtigen Annahmen zu Grunde legen und kann dann die schönsten Gedankengebäude darauf aufbauen!

Wenn wir heute nicht zurück sondern nach vorne schauen, wer kann entscheiden, welche Blickrichtung die richtige ist? Die wissenschaftlich mess- und erklärbare? Die getönte oder die gefühlte? Welcher Weg ist der richtige? Führen alle Wege zum gleichen Ziel? Und was ist das Ziel?
So viele große Gedanken bewegen mich, dass ich mich dabei schon wieder selbst vergesse! Wo habe ich mich denn mal wieder verloren? Was helfen mir die Spinnereien, wenn ich Kopf- und Zahnschmerzen habe und die Hütte nicht winterfest bekomme?

In manchem scheinen sich alle Geschichten und Theorien zu ähneln: ICH bestehe aus mehr als meinem sichtbaren Körper. Wieviel weitere Energiefelder zu mir gehören, wie diese aussehen, wie sie schwingen und wie sie zusammenspielen wird mit unterschiedlichen Worten dennoch sehr ähnlich beschrieben. Und es scheint etwas zu geben, das dauerhafter ist als mein Körper - vielleicht sogar unendlich lange besteht. Warum wir darüber nichts (mehr) wissen? Warum wir mühsam Theorien darüber aufstellen? Es scheint vieles zu geben, was die Menschheit schon seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden kennt und weiß. Vielleicht ist es so wie mit den Kindern, die sich alle mal die Finger verbrennen müssen um Hitze kennen zu lernen. Vielleicht müssen wir in jedem Leben alles Wissen für uns selbst wieder erarbeiten. Manche sind gut darin, andere weniger. Vielleicht hören wir nicht auf den Rat der Älteren - alles muss "invented by me" sein.
Es gibt Verschwörungstheorien die besagen, dass "jemand" uns Menschen absichtlich von der Erkenntnis fernhalten will, uns zu dummen Werkzeugen macht. Das geht mir nun doch zu weit, welchen Zweck sollte das haben? Und selbst wenn, für mich ist nur wichtig, dass ich tun und lassen kann, was ICH will.


Mittwoch, 5. September 2018

Shoppen


Yeah - ist das ein fantastischer Tage heute! Leider habe ich den Anfang schon wieder verschlafen. Spiegelglatt liegt mir das Meer zu Füßen. Bei Balangen auf der gegenüberliegenden Seite kriechen weiße Nebelschwaden entlang eines Tales in den Fjord hinein. Hägar, das ist ein Tag für einen Ausflug! Schnapp Dir Deinen Rucksack (Anhänger) - wir gehen shoppen! Besuchen wir Harstads "Männer-Kindergärten". Die heißen hier nicht Hornbach, Bauhaus oder Obi, sondern Biltema, Jula oder Byggmaker. Die Fahrt macht richtig Spaß - die Sonne lacht, überall sind Boote auf dem Wasser unterwegs. Unter der Tjeldsundbrücke strahlt ein türkisfarbenes Meer.

Bei Jula, hatte ich mir letztes Jahr einen kleinen Kompressor gekauft, der im Frühjahr kaputt gegangen ist. Die sollen dort mal schauen, was hier zu machen ist. Pech - Garantie seit 4 Wochen abgelaufen, einschicken kostet 250 Kronen und dann kommen Material und Arbeitszeit dazu - das ganze Teil hat 600 Kronen gekostet. Ich glaube, das lohnt sich nicht. Immerhin hat der junge Mann den Fehler festgestellt, der Luftschlauch ist direkt am Anschluss im Gehäuseinneren geplatzt. Ansonsten macht der Bursche aber keinen besonders kompetenten Eindruck - Kabel und Schlauch hat er einfach aus dem Gehäuse herausgerissen. Er soll mir noch beim Kauf einer Pumpe helfen, insbesondere bei den erforderlichen Schlauchanschlüssen. Ziellos irrt er umher und greift willkürlich nach Schläuchen oder Befestigungen. Was er mir andrehen will ist einfach nur Murks. Zu guter Letzt habe ich meine 7 Sachen beieinander und ein fast gutes Gefühl.
Fast hätte ich jetzt die wichtigste Sache vergessen, die Trollkraft! Die gibt es beim Byggmaker nebenan. Oder zumindest gab es sie letztes Mal dort. Nach längere Suche finde ich 3 kleine Päckchen (2,5 kg) für jeweils >250 Kronen (ca. 25 €). Ich brauche aber 20 kg! Als ich nach ca. 20 min einen Verkäufer auftreiben kann, meint dieser, am Montag käme wieder eine Lieferung. Das geht ja gar nicht! Er versteht mich und hat eine Idee: ein Telefonat - wenn ich 20 kg für 1250 Kronen haben will, kann die Ware in ca. 2 h da sein. Das klingt nach einem guten Plan!

Die Wartezeit vertreibe ich mir in der Stadtmitte im Hafen. Die Sonne wärmt wunderbar,  von einer kleinen Insel schießt eine Katamaran-Fähre heran. Kurz vor dem Hafen macht sie eine Vollbremsung und schleicht dann durch den Hafen. Sie dreht 2 mal auf der Stelle und verschwindet dann wieder. Was das wohl war?
Das Hafenbecken ist voll von Quallen - denen möchte ich nicht im Wasser begegnen, auch wenn sie eigentlich ganz hübsch aussehen. Von oben gesehen haben sie 4 purpurne Ringe, wie ein vierblättriges Kleeblatt; von unten sieht das Innere ein wenig wie ein Seestern aus. Sie bewegen anmutig ihre klare Hülle, bewegen sich aber kaum fort. Zumindest nicht in eine erkennbare Richtung. Umschwärmt werden sie von Milliarden winzig kleiner Fischchen - keine Ahnung, welche Sorte.
Es gibt ein Hafenterminal mit einem kleinen Cafe, die haben auch Tische und Stühle in der Sonne stehen. Ich schaue mal rein und finde jede Menge Andenken, besonderer Schokoladen und "Pretzel-Triangel", die aus Deutschland importiert wird. Ich finde das lustig und komme mit den jungen Besitzern ins Gespräch. Sie sind aus Polen und ganz nett. Ja, ich darf mich draußen einfach so ein wenig hinsetzen.
Zurück im Baumarkt bin ich etwas zu früh - der Troll ist noch nicht angekommen. Dauert aber nicht mehr lange. Bezahlen muss ich in bar, direkt an den Boten - die Ware hat der Verkäufer des Baumarkts "fremd" organisiert. Und - es kostet jetzt nur noch 1000 Kronen (ca. 100 €), also nur etwa der halbe Preis, wie wenn ich die kleinen Pakete zusammengekauft hätte. Da freut sich doch das sparsame Schwabenherz! Noch mehr, als es auf dem Heimweg bemerkt, dass der Sprit an der Haustanke über 20 Ct teurer ist, als ich am Morgen in Harstad bezahlt habe.

Der Himmel ist nun etwas bewölkt, die Heimreise folglich nicht mehr so euphorisch. Schön ist es trotzdem. Sobald sich hinter mir einige Fahrzeuge aufgestaut haben (mehr als ca. 70 km/h fahren wir nicht), biege ich beim nächsten Parkplatz oder Bushaltestelle kurz ein und lasse die Schlange vorbei. Um 18 Uhr, als wir zu Hause sind, ist der Tag ja eigentlich gelaufen. Betrachten wir ihn eben als "Urlaubstag", den ich bei herrlichem Wetter in fantastischer Natur genießen durfte. Aber irgendwie kann ich das nicht - den ganzen Tag "nichts tun". Ich meine, keinen Fortschritt sehen... Also kontrolliere ich kurz meine Sprengbohrungen und nehme mir dann mal den Kompressor vor. Sein Gehäuse ist besser gesichert als Fort Knox - 11 Schrauben halten es zusammen. 4 oder 5 hätten bestimmt gereicht! Innen drin sieht alles ziemlich einfach aus, der Schlauch ist schnell und ca. 3 cm gekürzt und neu angeschraubt. Eine unmotiviert herumfallende Schraube findet auch wieder einen sinnvollen Platz und ansonsten nutze ich die Chance, den ganzen angesammelten Dreck zu entfernen. Zusammenbauen. Gut 1/4 Stunde hat der Zauber gedauert - so lobe ich mir das!
Nun zur neuen Pumpe. Die soll später mal Meerwasser in meinen noch nicht vorhandenen Badestamp pumpen. Ich möchte sie heute mit meinen Wasserkanistern schon mal ausprobieren. Ich schließe alles an, montiere die Schläuche und fülle sie mit Wasser. Beim dritten Versuch pumpt sie dann, aber wie schon befürchtet, ist einer der Schlauchanschlüsse nicht dicht und das Wasser spritzt nebendran heraus. Da werde ich nochmal bei Jula vorsprechen müssen... What next? Ja, mit der Terrasse könnte ich zumindest schon mal ein klein wenig anfangen. Es ärgert mich schon, dass ich die mühsam montierte Verkleidung aus zig Leisten jetzt wieder abbauen muss - nicht weil sie so schön ist (ich mag sie ja gar nicht), sondern weil ich mir soviel Mühe damit gemacht hatte. Viggo und Randi winken im Vorbeifahren.

Feierabend - es ist schon 8 Uhr und ich möchte ja meine Makrele noch genießen! Ich habe beschlossen, sie zu grillen - für den Räucherofen ist sie zu groß. Außerdem kann ich ja dann meine Feuerstelle testen. Im Feuermachen bin ich noch kein so großer Künstler wie im Regenmachen, aber da habe ich ja auch noch nicht so viel Erfahrung. Kann ja noch kommen.
Die Luft wird jetzt schon empfindlich kühl, es hat noch 12 Grad, aber mein Fisch kommt zusammen mit den Kartoffeln ganz schön ins Schwitzen. Hmmmm, der Geschmackstest fällt sehr positiv aus. Ich fürchte, ich entwickle mich vom "Fisch-nicht-Esser" noch zum Fischliebhaber. Ich wußte gar nicht, dass Makrelenfleisch so lecker sein kann! Gut's Nächtle!


Dienstag, 4. September 2018

Steine kloppen

Der erste Gedanke beim Aufwachen ist der letzte beim Einschlafen: Physik ist der Versuch, die Welt zu erklären. Anhand von Modellen, die wir mit unserem begrenzten Verstand begreifen können. Ich habe mir gestern ein paar Vorträge eines Physikers angehört, wobei mein Kopf fast geplatzt ist. Ich verstehe das alles nicht. Raum-Zeit-Kontinuum, Hyper-Raum, das Jenseits, schwarze Löcher, Elektronenwirbel, Photonengedächtnis, Ausdehnung des Universums....aber es ist super spannend. Wenn man es verstünde, gäbe es den Gottes-Beweis.

Zurück zu weltlichen Themen. Den Schock von gestern habe ich etwas verdaut. Schaue ich die Sache von der positiven Seite an: ein Geländer an der Terrasse wollte ich ohnehin nie haben - ein guter Grund, es jetzt wieder abzumontieren. Unter der Terrasse sollte ein Dächlein eingezogen werden, dazu ist es ganz praktisch, wenn die Beplankung weg ist. Und - die Klimaanlage wollte ich eh tiefer legen; auch dazu hätte ich zumindest einen Teil der Terrassendielen entfernen müssen.
Beginnen werde ich aber hinter dem Haus, ich glaube, das ist mein vordringlichstes Problem. Dabei kann ich ja noch ein wenig über die weiteren Schritte hirnen.

Ich soll mal wieder runterkommen. Mich erden. Hat man mir gesagt. Das gelingt mir heute sicher ganz besonders gut - mit dem Gartenschäufele und einem Eimer rücke ich auf Knien dem steinigen Abraum hinterm Haus zu Leibe. Die Ewigkeit ist endlich - langsam aber sicher verschwinden die Schutthügel. Entsorgt werden sie am Hang neben dem Haus - hier sind sie jedoch kaum sichtbar. Die Ewigkeit ist doch unendlich.
Die Trollkraft hat noch einen riesigen Felsblock abgesprengt. Nur mit Hebeln schaffe ich es, ihn zu bewegen. Alle abgesprengten Brocken, die ich tragen kann, wandern zur Feuerstelle.
Nachdem ich ordentlich sauber gemacht habe, bohre ich die nächsten 12 Löcher - so ist es bald später Nachmittag. Meine Trollkraft geht zu Ende, sie reicht nicht mehr für alle Löcher. Morgen werde ich nach Harstad fahren und neue kaufen müssen. Ganz schön mühsam und langwierige, diese Felsgeschichte.
Ich brauche dringend noch ein paar Lebensmittel - in Bogen gibt es auch einen ganz ordentlich sortierten Supermarkt und das ist näher als Evenskjer. Hägar bekommt erst noch einen Schluck aus der Reservepulle, schließlich möchte ich nicht liegen bleiben. Heute ist so ein spannendes Wetter, viele Wolken und Wolkenlücken, Sonne und ab und zu ein Regenschauer. Bei so einem Wetter ist das Licht immer besonders beeindruckend!

Die Einkäufe werfe ich nur kurz ins Haus, dann bekommt Hägar seinen Anhänger und ich mache mich nach der anderen Richtung auf zum Wasser holen. Auf dem Weg liegt natürlich mein Angelplatz! Ein älterer Herr wünscht mir "Angelglück" - und das habe ich: beim ersten Wurf schon hängt ein ordentlicher Fisch dran.
Bis 2 m vor meinen Füßen - dann zappelt er zurück ins Meer. Grrr. Noch ein Biss, aber dieser Fisch schafft es bereits im Wasser, meinen Köder wieder los zu werden. Dann tut sich lange nichts mehr. Meine Nachbarn ziehen massenweise Makrelen - kleine und große - an Land. Irgendwann habe ich dann auch nochmal Erfolg und eine passable Makrele (500 g) ist jetzt mein. Fressen und gefressen werden! Leider ist mir das Glück nicht weiter hold, aber man soll ja auch zufrieden sein. Mir reicht der Fisch wieder 2 Tage!
Wasser holen am Campingplatz. Und eine Dusche möchte ich dort auch genießen - leider habe ich die Seife vergessen. Als ich Wasser bunkere taucht Viggo auf - ich frage natürlich, ob ich duschen darf. "Natürlich". Und bei der Gelegenheit frage ich mal vorsichtig an, ob Hägar mitsamt Anhänger bis Weihnachten bei ihm einen Heimat finden kann? Schließlich wird ja meine Terrasse, Hägars Garage, nicht mehr da sein. Auch hier sind wir erfolgreich. Sehr schön! Eine heiße Dusche mit ganz viel Wasser - und sogar eine Seife stand herum. Nun bin ich ein neuer Mensch!



Während der "erdverbundenen" Arbeit laufen meine Gedanken wieder etwas davon:
Was ich gerade lerne ist so unfassbar (für mich). Mit einer neuen Theorie eines Biophysikers ist im Zentrum des Hyperraumes eine ständig sprudelnde Energiequelle. Und diese ist nun wirklich das Zentrum des Universum. Ende, aus. Aber - wenn ein 1 bis 2 Generationen neue Physiker neue Theorien und Modelle über diese Quelle aufstellen, dann ist man wieder nicht am Ende. Ich weiß, die Frage nach dem Sinn des Lebens wollte ich nicht stellen, aber vielleicht sind wir ja einfach dazu bestimmt, immer auf der Suche zu sein! Muss ich dieses Spiel mitmachen?

Kehre ich zurück zu mir. Auf meiner Reise zu meinem Mittelpunkt konnte ich 2 Drachen, 2 Emotionen, benennen, die ich im Kellerverlies eingesperrt habe. Ich hatte Angst, mich ihnen zu stellen. Aber ich vermute, es kostet mich Kraft, diese Drachen im Zaum zu halten, irgendwann werde ich mit ihnen kämpfen und sie besiegen müssen, damit ich meine Kraft danach sinnvoller nutzen kann.

Montag, 3. September 2018

Alles schwingt

Um 8:30 gehorche ich dem Wecker und erhebe mich. Nicht, weil der Tag so attraktiv wäre - nein er beginnt ebenso trist wie gestern. Aber ich habe mir absichtlich den Wecker gestellt, weil ich nicht möchte, dass mein Tag-Nacht-Rythmus völlig aus dem Ruder läuft!
Ein Blick aus dem Badezimmerfenster zeigt: der Troll beginnt, seine Kraft zu entfalten, der Felsblock zeigt erste Risse. Vielleicht ist die Ewigkeit ja doch endlich?
Mit einem neuen Nerv-Anruf bei Frank erreiche ich wenigstens die Zusage, dass er heute Mittag zum anschauen vorbeikommen will. Hoffentlich...

Es ist ein "Drinnen-Tag" - draußen stürmt es, oft genug begleitet von Schnürlregen. Trotzdem kann ich mir nicht verkneifen, nach der Felsen zu schauen und die losen Brocken abzutragen, direkt wieder auf die Feuerstelle. Dann reicht's aber auch gleich schon wieder, ich bin ziemlich durchnässt. Ein heißer Badestamp wäre jetzt Klasse! Vielleicht kann ich mich ja über das Küchenregal her machen? Das klingt nach nicht allzuviel Arbeit und ich muss nicht immer draußen sein. Sägen muss ich schon auf der Terrasse, aber zusammenbauen kann ich ja drinnen. Wie immer habe ich mich ein wenig verschätzt und ich verbringe viel Zeit auf der nassen Terrasse. Besonders schön wird mein Werk nicht, die feinen Schleifarbeiten lasse ich komplett weg. Es sieht ja eh keiner! Zu guter Letzt kommen alle Küchengerätschaften, Konserven und Lebensmittelvorräte auf dieses Zwischendeck und ich zufrieden mit der neuen Ordnung. Vielleicht mache ich ja irgendwann mal noch einen Vorhang davor?


Am späten Nachmittag kommt Frank endlich. Er bringt keine guten Nachrichten. Um an die Fundamente ran zu kommen, muss ich die gesamte Terrasse abbauen!!! Wo ich doch mühsam erst das Geländer fertig gestellt habe! Außerdem ist die Terrasse mit dicken Diagonalstreben sehr gut verschränkt - die bekomme ich niemals ausgebaut! Die Dielenbretter kann ich vielleicht noch selbst abbauen, aber die Tragbalken schaffe ich alleine schon nicht mehr. Und vor allem nicht in diesen 2 Wochen! Das ist eine Arbeit, wie "neu bauen"! Ich bin verzweifelt. Diese und nächste Woche hat Frank sowieso keine Zeit, also wird bestenfalls alles in meiner Abwesenheit laufen. Und ich muss noch einen "zweiten Mann" irgendwo auftreiben. Gar nicht gut.

Alles, was jetzt unter der Terrasse lagert (inklusive Hägar, Anhänger, Fahrrädern, Werkzeugschrank) werde ich irgendwo anders unterbringen müssen. Und das Holz für die Hausverkleidung kann ich natürlich nicht verarbeiten, sondern muss ebenfalls noch einen Lagerplatz dafür suchen. Ob es denn noch brauchbar ist, wenn ich es nächstes Jahr dann endlich mal verbauen kann? Oh je....

Mittlerweile hat sich der Sturm gelegt und es hat aufgehört zu regnen. An irgendetwas muss ich meine Wut und Verzweiflung auslassen, da ist der Bohrhammer vielleicht gerade richtig! Die Trollkraft hat noch ein paar Stück Felsen gelöst - die sind so groß, dass ich sie nicht mehr heben kann. Achtung Füße! Ich kippe sie über Kanten und Spitzen, um sie bis zum Abhang zu befördern, wo sie dann sehen können, wie sie weiterwandern. Puh.
Die Trollkraft wirk im massiven Fels ganz ordentlich. Ein großer Teil des Berges besteht allerdings auch verschiedenen Schichten, zwischen denen Erde oder Wasseradern verlaufen. Da verläuft sich der Beton und hat keine Wirkung. Also muss ich mit dem Meißel ran. Zentimeter für Zentimeter stemme ich Steine weg - die Ewigkeit ist doch unendlich.....Gegen 9 Uhr abends wird es langsam dunkel, in mir vibriert und schwingt alles, die Hände bitzeln. Ich bin genauso weichgeklopft wie die Steine. Ein letzter Blick auf mein Werk? Die Felsen scheinen nicht weniger geworden zu sein, aber es liegt doch eine Menge Abraum hinterm Haus - also muss ich wohl doch etwas geschafft haben.

Sonntag, 2. September 2018

Ein musikalischer Sonntag

7:00 Guten Morgen!? He Du, Tag, so begrüßt man seine Freunde aber nicht! So grau und trüb. Ich geb Dir mal noch Zeit, schauen, ob Du das besser kannst.
10:00 Ne, ich glaub das wird heut nix mit uns Beiden. Grauer Nieseldunst hängt überall herum. Kein Lüftchen rührt sich, um die Wolken wegzublasen. Mal sehen, was ich aus diesem tristen Dasein heute machen kann..... Es wird wohl eher ein Tag der kleinen Dinge als der großen Erfolge. Der kleinen ungeliebten Dinge, für die man Geduld braucht - also ein "Gedulds-Tag".

Nach dem späten Frühstück wage ich mich an das Angelschnurknäuel. Dazu suche ich mir einen youtube-Kanal mit passender Blechbläsermusik. Hoffnungslos beginne ich, das Ende der Schnur zu suchen. Knoten für Knoten wird das lose Ende länger und schon nach erstaunlich kurzer Zeit ist alles entwirrt! Wow - Geduld lohnt sich! Für einen guten Angeltag braucht's noch mehr: ich habe eine Menge Köder (Plastikfischchen) gekauft, die müssen alle noch montiert und mit Haken versehen werden. Dann kommen die Fischmesser dran, scharf sind sie nicht gerade. Ich habe von Deutschland einen Schleifstein mitgenommen, aber noch nie Messer geschärft. Mal sehen wie das geht. Ich hoffe, ich mache das richtig? Mit viel Geduld kreise ich die Messer über den Stein. So scharf wie mein Mann, Fritz, die Messer hinbekommt, werde ich das nie schaffen. Aber der hat ja auch tausende Stunden Vorsprung. Bin gespannt auf den ersten Messereinsatz. Als ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, packe ich den Angelrucksack fertig.

Beim letzten Aufenthalt habe ich mir ein Filetiermesser gekauft. Das probiere ich jetzt aus - bei youtube noch die Dorsch-Filetieranleitung aufgerufen und los kann's gehen. Der Fisch hat sich über Nacht im Kühlschrank etwas gekrümmt, aber er entkommt mir nicht. Kaum sind die Gräten draußen, ist das Filet schön flexibel.
Experimental cooking? Ha ha, kochen ist bei mir immer ein Experiment! Heute ohne Anleitung und Rezept. Reis. Kann man obendrauf auch noch Kartoffeln garen? Und Mais gehört bei mir auch immer dazu. Am Schluss den Dorsch hinzufügen....die Spannung steigt: Experiment gelungen! Es mundet köstlich. Keine einzige Gräte erwischt - sauber filetiert, Frau John! Etwas Nachhilfe in Gewürzkunde könnte ich vielleicht noch brauchen. Ansonsten stört leider nur mein Zahn das Geschmackserlebnis.

Ich habe einen alten Regenkombi mitgenommen, den habe ich im Mai einfach ungesehen eingepackt und noch nicht gebraucht. Er strotzt vor Dreck! Das letzte Mal habe ich ihn in einer lehmigen Höhle angehabt, in der man auf Bauch und Rücken durch engste Durchlässe robben musste. Mit der Wurzelbürste bewaffnet wandern wir zur Felsplatte am Ufer. Es ist Ebbe und die Platte liegt trocken, aber sie hat genügend Wasserbecken, die sich sehr gut für eine Handwäsche eignen. Zum Trocknen über das Terassengeländer gehängt, ist die nächste ungeliebte Arbeit erledigt.

Über den Nachmittag gibt es nicht viel zu sagen, da war ich "Konsument". Zuerst bin ich bei der Musik hängen geblieben und habe mir alle möglichen klassischen Blechbläser und Esembles angehört. Beim nebenbei im Internet stöbern rund um mein neues Hobby bin ich über die Quantenphysik zu Quantenmedizin gestoßen. Das Thema klingt ziemlich mystisch, bleibt aber immer wissenschaftlich beleg- und erklärbar. Natürlich stützt sich die Theorie auch hier auf Annahmen, aber so ist das immer in der Wissenschaft. So lange, bis die Annahme widerlegt ist und man neue Annahmen treffen muss. Lasse ich die dort angesetzten Annahmen also vorerst auf für mich gelten. Die ganze Thematik bekommt schon "a Gschmäckle" und viele Begriffe nehme ich ungern in den Mund. Ich lasse sie trotzdem einfach mal gelten, ohne sie mir zu eigen zu machen.
Einige von Euch wissen, dass ich lesen hasse! Warum? Ich halte lesen für einen Zeiträuber! Bei schlechtem Lesestoff fühle ich mich immer verpflichtet, mir alles reinzuziehen und bei gutem Lesestoff kann ich nicht aufhören. So geht es mir heute auch! Ich will am liebsten sofort alles wissen und gelesen haben - vielleicht hat das Internet ja morgen alles vergessen oder gelöscht??? Auf der anderen Seite habe ich jetzt so viel neues gelesen, dass ich wieder ein paar Arbeitstage einlegen sollte, um dem Kopf Zeit zur Verdauung zu geben.


Aus den letzten Tagen habe ich wieder ein paar kleine philosophische Gedanken:
Wellen und Schwingungen gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Kein Wunder, bei der Umgebung!!! Aber bei der Betrachtung des Zusammenspiels aller Wellen und Frequenzen stolpere ich über den "Rythmus". Wellen sind ja etwas immer wiederkehrendes - genauso wie ein Rythmus. Zum Beispiel der Tag-Nacht-Rythmus, die Gezeiten, die Jahreszeiten, Monate, Stunden. Hängt alles mit der Rotation der Erde und der Sonnenumlaufbahn zusammen. Betrachtet man jetzt das Sonnensystem als Analogie eines Atoms, damm müssten die Protonen und Elektronen darin sich ja wellenartig verhalten, d.h. unsere Sonne und Erde verhalten sich auch wie Wellen und die aufgezählten Rythmen entsprechen vielleicht den Perioden übergeordneter Wellen? Im Gegensatz zu den uns bekannten elektromagnetischen Wellen sind jene meines Wissens nicht messbar. So wie man Klangfrequenzen durch ständiges verdoppeln einer sichtbaren Farbe zuordnen kann, so könnte doch diesen großen Rythmen durch Vervielfachen auch ein jeweils entsprechender Ton zugeordnet sein? Oder anders herum: welchem Rythmus wäre denn mein eigener Grundton zugeordnet? Oder noch anders: gibt es überhaupt so viele grundsätzliche Rythmen, aus denen sich unsere 12 Töne ableiten ließen?


Noch ein Gedanke: wenn das Universum harmonisch ist, wieso gibt es dann so viele verschiedene Töne und Farben? Vielleicht muss man es so betrachten: alle Elemente haben unterschiedliche Frequenzen, genauso alle Menschen. Nun gibt es Elemente, die etwas miteinander anfangen können, und welche, die nichts miteinander zu tun haben wollen. Eben genau wie bei uns Menschen.... Trotzdem findet jedes seinen richtigen Zweck, alle Elemente sind erforderlich. Und jeder unserer Grundtöne ist notwendig, um die volle Klangfülle zu erhalten. Wie in einem Orchester.