Dienstag, 4. September 2018

Steine kloppen

Der erste Gedanke beim Aufwachen ist der letzte beim Einschlafen: Physik ist der Versuch, die Welt zu erklären. Anhand von Modellen, die wir mit unserem begrenzten Verstand begreifen können. Ich habe mir gestern ein paar Vorträge eines Physikers angehört, wobei mein Kopf fast geplatzt ist. Ich verstehe das alles nicht. Raum-Zeit-Kontinuum, Hyper-Raum, das Jenseits, schwarze Löcher, Elektronenwirbel, Photonengedächtnis, Ausdehnung des Universums....aber es ist super spannend. Wenn man es verstünde, gäbe es den Gottes-Beweis.

Zurück zu weltlichen Themen. Den Schock von gestern habe ich etwas verdaut. Schaue ich die Sache von der positiven Seite an: ein Geländer an der Terrasse wollte ich ohnehin nie haben - ein guter Grund, es jetzt wieder abzumontieren. Unter der Terrasse sollte ein Dächlein eingezogen werden, dazu ist es ganz praktisch, wenn die Beplankung weg ist. Und - die Klimaanlage wollte ich eh tiefer legen; auch dazu hätte ich zumindest einen Teil der Terrassendielen entfernen müssen.
Beginnen werde ich aber hinter dem Haus, ich glaube, das ist mein vordringlichstes Problem. Dabei kann ich ja noch ein wenig über die weiteren Schritte hirnen.

Ich soll mal wieder runterkommen. Mich erden. Hat man mir gesagt. Das gelingt mir heute sicher ganz besonders gut - mit dem Gartenschäufele und einem Eimer rücke ich auf Knien dem steinigen Abraum hinterm Haus zu Leibe. Die Ewigkeit ist endlich - langsam aber sicher verschwinden die Schutthügel. Entsorgt werden sie am Hang neben dem Haus - hier sind sie jedoch kaum sichtbar. Die Ewigkeit ist doch unendlich.
Die Trollkraft hat noch einen riesigen Felsblock abgesprengt. Nur mit Hebeln schaffe ich es, ihn zu bewegen. Alle abgesprengten Brocken, die ich tragen kann, wandern zur Feuerstelle.
Nachdem ich ordentlich sauber gemacht habe, bohre ich die nächsten 12 Löcher - so ist es bald später Nachmittag. Meine Trollkraft geht zu Ende, sie reicht nicht mehr für alle Löcher. Morgen werde ich nach Harstad fahren und neue kaufen müssen. Ganz schön mühsam und langwierige, diese Felsgeschichte.
Ich brauche dringend noch ein paar Lebensmittel - in Bogen gibt es auch einen ganz ordentlich sortierten Supermarkt und das ist näher als Evenskjer. Hägar bekommt erst noch einen Schluck aus der Reservepulle, schließlich möchte ich nicht liegen bleiben. Heute ist so ein spannendes Wetter, viele Wolken und Wolkenlücken, Sonne und ab und zu ein Regenschauer. Bei so einem Wetter ist das Licht immer besonders beeindruckend!

Die Einkäufe werfe ich nur kurz ins Haus, dann bekommt Hägar seinen Anhänger und ich mache mich nach der anderen Richtung auf zum Wasser holen. Auf dem Weg liegt natürlich mein Angelplatz! Ein älterer Herr wünscht mir "Angelglück" - und das habe ich: beim ersten Wurf schon hängt ein ordentlicher Fisch dran.
Bis 2 m vor meinen Füßen - dann zappelt er zurück ins Meer. Grrr. Noch ein Biss, aber dieser Fisch schafft es bereits im Wasser, meinen Köder wieder los zu werden. Dann tut sich lange nichts mehr. Meine Nachbarn ziehen massenweise Makrelen - kleine und große - an Land. Irgendwann habe ich dann auch nochmal Erfolg und eine passable Makrele (500 g) ist jetzt mein. Fressen und gefressen werden! Leider ist mir das Glück nicht weiter hold, aber man soll ja auch zufrieden sein. Mir reicht der Fisch wieder 2 Tage!
Wasser holen am Campingplatz. Und eine Dusche möchte ich dort auch genießen - leider habe ich die Seife vergessen. Als ich Wasser bunkere taucht Viggo auf - ich frage natürlich, ob ich duschen darf. "Natürlich". Und bei der Gelegenheit frage ich mal vorsichtig an, ob Hägar mitsamt Anhänger bis Weihnachten bei ihm einen Heimat finden kann? Schließlich wird ja meine Terrasse, Hägars Garage, nicht mehr da sein. Auch hier sind wir erfolgreich. Sehr schön! Eine heiße Dusche mit ganz viel Wasser - und sogar eine Seife stand herum. Nun bin ich ein neuer Mensch!



Während der "erdverbundenen" Arbeit laufen meine Gedanken wieder etwas davon:
Was ich gerade lerne ist so unfassbar (für mich). Mit einer neuen Theorie eines Biophysikers ist im Zentrum des Hyperraumes eine ständig sprudelnde Energiequelle. Und diese ist nun wirklich das Zentrum des Universum. Ende, aus. Aber - wenn ein 1 bis 2 Generationen neue Physiker neue Theorien und Modelle über diese Quelle aufstellen, dann ist man wieder nicht am Ende. Ich weiß, die Frage nach dem Sinn des Lebens wollte ich nicht stellen, aber vielleicht sind wir ja einfach dazu bestimmt, immer auf der Suche zu sein! Muss ich dieses Spiel mitmachen?

Kehre ich zurück zu mir. Auf meiner Reise zu meinem Mittelpunkt konnte ich 2 Drachen, 2 Emotionen, benennen, die ich im Kellerverlies eingesperrt habe. Ich hatte Angst, mich ihnen zu stellen. Aber ich vermute, es kostet mich Kraft, diese Drachen im Zaum zu halten, irgendwann werde ich mit ihnen kämpfen und sie besiegen müssen, damit ich meine Kraft danach sinnvoller nutzen kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen