Montag, 3. September 2018

Alles schwingt

Um 8:30 gehorche ich dem Wecker und erhebe mich. Nicht, weil der Tag so attraktiv wäre - nein er beginnt ebenso trist wie gestern. Aber ich habe mir absichtlich den Wecker gestellt, weil ich nicht möchte, dass mein Tag-Nacht-Rythmus völlig aus dem Ruder läuft!
Ein Blick aus dem Badezimmerfenster zeigt: der Troll beginnt, seine Kraft zu entfalten, der Felsblock zeigt erste Risse. Vielleicht ist die Ewigkeit ja doch endlich?
Mit einem neuen Nerv-Anruf bei Frank erreiche ich wenigstens die Zusage, dass er heute Mittag zum anschauen vorbeikommen will. Hoffentlich...

Es ist ein "Drinnen-Tag" - draußen stürmt es, oft genug begleitet von Schnürlregen. Trotzdem kann ich mir nicht verkneifen, nach der Felsen zu schauen und die losen Brocken abzutragen, direkt wieder auf die Feuerstelle. Dann reicht's aber auch gleich schon wieder, ich bin ziemlich durchnässt. Ein heißer Badestamp wäre jetzt Klasse! Vielleicht kann ich mich ja über das Küchenregal her machen? Das klingt nach nicht allzuviel Arbeit und ich muss nicht immer draußen sein. Sägen muss ich schon auf der Terrasse, aber zusammenbauen kann ich ja drinnen. Wie immer habe ich mich ein wenig verschätzt und ich verbringe viel Zeit auf der nassen Terrasse. Besonders schön wird mein Werk nicht, die feinen Schleifarbeiten lasse ich komplett weg. Es sieht ja eh keiner! Zu guter Letzt kommen alle Küchengerätschaften, Konserven und Lebensmittelvorräte auf dieses Zwischendeck und ich zufrieden mit der neuen Ordnung. Vielleicht mache ich ja irgendwann mal noch einen Vorhang davor?


Am späten Nachmittag kommt Frank endlich. Er bringt keine guten Nachrichten. Um an die Fundamente ran zu kommen, muss ich die gesamte Terrasse abbauen!!! Wo ich doch mühsam erst das Geländer fertig gestellt habe! Außerdem ist die Terrasse mit dicken Diagonalstreben sehr gut verschränkt - die bekomme ich niemals ausgebaut! Die Dielenbretter kann ich vielleicht noch selbst abbauen, aber die Tragbalken schaffe ich alleine schon nicht mehr. Und vor allem nicht in diesen 2 Wochen! Das ist eine Arbeit, wie "neu bauen"! Ich bin verzweifelt. Diese und nächste Woche hat Frank sowieso keine Zeit, also wird bestenfalls alles in meiner Abwesenheit laufen. Und ich muss noch einen "zweiten Mann" irgendwo auftreiben. Gar nicht gut.

Alles, was jetzt unter der Terrasse lagert (inklusive Hägar, Anhänger, Fahrrädern, Werkzeugschrank) werde ich irgendwo anders unterbringen müssen. Und das Holz für die Hausverkleidung kann ich natürlich nicht verarbeiten, sondern muss ebenfalls noch einen Lagerplatz dafür suchen. Ob es denn noch brauchbar ist, wenn ich es nächstes Jahr dann endlich mal verbauen kann? Oh je....

Mittlerweile hat sich der Sturm gelegt und es hat aufgehört zu regnen. An irgendetwas muss ich meine Wut und Verzweiflung auslassen, da ist der Bohrhammer vielleicht gerade richtig! Die Trollkraft hat noch ein paar Stück Felsen gelöst - die sind so groß, dass ich sie nicht mehr heben kann. Achtung Füße! Ich kippe sie über Kanten und Spitzen, um sie bis zum Abhang zu befördern, wo sie dann sehen können, wie sie weiterwandern. Puh.
Die Trollkraft wirk im massiven Fels ganz ordentlich. Ein großer Teil des Berges besteht allerdings auch verschiedenen Schichten, zwischen denen Erde oder Wasseradern verlaufen. Da verläuft sich der Beton und hat keine Wirkung. Also muss ich mit dem Meißel ran. Zentimeter für Zentimeter stemme ich Steine weg - die Ewigkeit ist doch unendlich.....Gegen 9 Uhr abends wird es langsam dunkel, in mir vibriert und schwingt alles, die Hände bitzeln. Ich bin genauso weichgeklopft wie die Steine. Ein letzter Blick auf mein Werk? Die Felsen scheinen nicht weniger geworden zu sein, aber es liegt doch eine Menge Abraum hinterm Haus - also muss ich wohl doch etwas geschafft haben.

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