Freitag, 7. September 2018

Nise!


Gestern war ich ziemlich müde und folglich schon bald im Bett. So komme ich heute morgen bereits um halb acht aus den Federn. Die Sonne blendet, vor den Bergen gegenüber ruht ein schmales Wolkenband über dem Fjord. Die Berggipfel ragen darüber hinaus. Gelegentlich regt sich ein leichtes Lüftchen, das die Wasseroberfläche matt werden lässt. So eine friedliche Ruhe!
Kjetil hat mir gestern erklärt, wo der allerbeste Fischplatz im Fjord ist. Dort ankert auch eine Boje. Warum das der beste Platz ist? Der Fjord ist dort eigentlich sehr tief, aber es erhebt sich ein Riff genau dort. Darum schwärmen die Fische sehr gerne. Es ist schon spannend, welche Unterwasserlandschaft es gibt - ich nehme an, die krasse Überwasserlandschaft setzt sich einfach unter Wasser fort. Aber ich kann sie eben nicht sehen.

Der ganze Vormittag geht noch flöten mit Umräumarbeiten unter und um das Haus. Es ist warm und mir läuft der Schweiß über die Stirn. Björn und Anne-Lise führe die Hunde spazieren und wir begrüßen uns herzlich. Björn wird später herüberkommen, um die "Anti-Frost-Strategie" zu besprechen. Einen guten Morgen auch auch an Eva und Ragnar - sie müssen heute nach Harstad, um einen neuen Kühlschrank zu kaufen. Eva macht mir für das morgige Abendessen schon den Mund wässrig.
Mit Björn führe ich später einige Fachgespräche, darüber hinaus phantasieren wir ein wenig über einen möglichen Schwimmsteg. Einige andere Geschichten kommen auch zum Vorschein. Björn sieht einen Lachs springen, ich sehe nur noch die Wellenkreise. Das Thema "Terrasse abbauen" kann Björn übernehmen, aber erst im nächsten Frühjahr. Vermutlich wird er sie dazu in Stücke sägen müssen, die dann abgekippt werden. Meine Idee, ein kleines Dächlein einzuziehen um Hägars Garage trocken zu bekommen findet er gut. Ja, ich habe noch viiiiiel Arbeit vor mir. Ich sollte mich wieder den Felsen hinterm Haus widmen, aber auf der Ostseite. Dort kommt man auf jeden Fall nicht mit den großen Maschinen hin.
Als ich mit den Aufräumarbeiten fast fertig bin, führt ein junger Mann seinen Hund vorbei. Er kommt von der Hütte oben auf dem Berg. Ich gehe mich vorstellen und erfahre, dass er Dan heißt und am Flugplatz arbeitet. Ich glaube aber, seine Eltern haben das Haus gekauft.
15 Uhr - Zeit für eine Pause und eine kleine Stärkung. Schließlich will ich ja den Felsen noch etwas zu Leibe rücken. An meinem Lieblingsplatz auf meiner Lieblingsbank mit unbeschränkter Sicht auf den Fjord lasse ich mich von der Sonne wärmen. Und da sind sie - meine "niser" (so heißen Schweinswale auf norwegisch)! Ihretwegen habe ich mich in dieses Fleckchen Erde verliebt! Ich höre sie schnaufen und sehe kurz ihre Rücken - 2 Stück sind es. Dann zockelt ein mickriges Motorböötchen mit großem Getöse vorbei und sie sind weg. Krach mögen sie gar nicht. Von der anderen Seite zieht eine größere Motorjacht vorbei. Es ist sehr interessant, welche Wellenmuster und unterschiedlichen Oberflächen das Wasser nun aufweist. Und wie groß die Wellen am Strand sind, die eintreffen lange nachdem die Boote weg sind.

Gegen 16 Uhr beginne ich dann endlich mit der Felsbohrerei. Die Bohrmaschine macht oft einfach, was sie will, sie schlägt wild um sich und verpasst mir einige blaue Flecken. Selbst wenn alles glatt läuft, braucht man für ein einziges Loch 10 min! 12 Löcher schaffe ich heute noch - dann bin ich kaputt. Es ist 18 Uhr und ich rühre noch den Sprengbeton an, damit die Trollkraft schon gleich anfangen kann zu wirken. Morgen muss ich gleich morgens weitermachen.
Zum Feierabend fahre ich wieder nach Evenestangen, nach den Fischen schauen. Die sind heute wohl satt, zumindest mag keiner meinen Köder. Ist ja aber nicht schlimm - es ist auch schön, einfach nur da draußen zu sein und den Sonnenuntergang zu erleben. Auf dem Rückweg unterhalte ich mich noch mit einer jungen deutschen Familie, die heute Nacht hier campen werden. Für heute Abend habe ich mich mit Björn und Anne-Lise verabredet. Auf dem Weg liefere ich bei Ragnar und Eva noch kurz je eine Medizin ab, vielleicht hilft sie ja gegen Halsschmerzen und Verstauchung. Mit einer fröhlichen Unterhaltung endet dann der Tag - zum philosphieren war heute keine Zeit. Muss ja auch nicht immer sein.....

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