Es ist so herrlich: ich muss nur die Terrassentür öffnen und das Meer empfängt mich mit plätschern oder rauschen. Je nach Wind- und Schiffsverkehr-Lage. Der Wetterbericht verspricht für heute und morgen weiterhin Sonne. Der Tag ist eigentlich viel zu schön zum arbeiten, aber es muss ja weitergehen. Die Zeit rennt mir davon, hoffentlich wird der nächste Winter mild, ich werde sicher nicht alle Maßnahmen fertiggestellt haben.
Auf nichts ist mehr Verlass - nichtmal auf das Ende des Regenbogens! Dieses taucht nämlich bei Narvik in den Fjord ein und spiegelt sich dort - kein Ende sondern ein weiterer Bogen...
Fangen wir also mit dem Abbau der Terrasse an, besser gesagt, des Geländers. Die Arbeit ist nicht so schwer und ich bin die ganze Zeit in der Sonne mit Blick auf den Fjord. Ich würdige ihn leider viel zu wenig. Das mühsam aufgebaute Geländer! Hat mich viel Arbeit gekostet - jetzt muss es wieder weg. Aber, wie gesagt, eigentlich will ich es ja gar nicht haben, es behindert meinen Blick. Bis zum Nachmittag dauert der Abbau - ich genieße schon die freie Sicht. Zeit übrig habe ich aber nicht. Frank und Björn wollen angeblich "am Abend" kommen - schaun wir mal. Bis dahin sollte ich das Holz zum großen Teil verräumt haben. Aber wohin? Am besten wäre unterm Haus, im Trockenen. Mir fällt nur der schmale Absatz ein, auf dem ich Restholz zusammengetragen habe. Das muss jetzt weichen. Erstmal einfach den Abhang hinunter. Oder teilweise in den Windfang, dann habe ich an Weihnachten bereits trockenes Holz für den Ofen im Haus. Danach baue ich eine abenteuerliche Konstruktion aus Balken, Paletten und Betonsteinen, damit das Holz weit genug vom Boden weg ist und von allen Seiten Luft bekommt. Nun muss ich sämtliche für die Verkleidung des Unterbaus vorgesehenen Bretter erneut umschichten - eine schweißtreibende Arbeit. Als ich fast fertig bin, fängt Kjetil eine Diskussion über diese miserable Welt mit mir an. Wie weit denn sein Boot "Noah shark" wäre? Fertig! Na ja, außer...ein Motor und die gesamte Elektrik fehlen noch. Ich dachte, das hätte er schon? Also wird es dieses Jahr noch nichts mit dem zu Wasser lassen.
Ich mache mich wieder an die Aufräumarbeiten, eine undankbare Arbeit. Nichts geht voran, kein Fortschritt ist zu sehen. Bis zu den Felsen hinterm Haus bin ich heute gar nicht gekommen. Da tauchen meine Nachbarn Ragnar und Eva auf! Wir freuen uns alle sehr über das Wiedersehen und für Samstag bekomme ich eine Einladung zum Abendessen.
Essen ist eine gute Idee - seit dem Frühstück habe ich nur ein Flasche Wasser zu mir genommen. Der Kühlschrank gibt Krautsalat, Kartoffelbrei und Rosenkohl her. Das Mahl genieße ich bei frischen 12 Grad auf meiner Freie-Sicht-Veranda. Die rosa im Abendrot glimmenden Berge spiegeln sich im glatten Wasser - es ist so still.
Genie & Wahnsinn
Ich glaube, ich drehe mich im Kreis. Viele dieser Gedanken hatte ich schon mal, vermutlich müssen sie einfach ganz oft gedacht werden bis es weiter geht.
Ich lese und höre von Physikern, Heilern, Klangkundlern, Hirnforschern und Menschen, die von sonderbaren Erfahrungen erzählen. Viele unterschiedliche Vorstellungen und Weltbilder. Aber vielleicht sind die Bilder gar nicht unterschiedlich? Sie werden nur unterschiedlich beschrieben? Die verschiedenen Menschen benutzen unterschiedliche Sprachen um das selbe zu beschreiben. Vermutlich gibt es dabei auch einige "Nachbabbler", die das gehörte nacherzählen, aber davon keine wirkliche Vorstellung haben. Ein paar Geschäftemacher werden auch dabei sein, die der Menschheit das große Glück versprechen.
Wer hat echt was zu sagen und wer nicht? Wer kann das beurteilen? Ich denke mal, man spürt es den Menschen an, ob ihre Theorien auch ihre Überzeugung ist. Selbst wenn sie dann Phantastereien erzählen, ist es für sie selbst doch die Wahrheit. Nur weil ich mir / wir uns vieles nicht vorstellen können, muss es ja nicht unwahr sein.
Wer hätte vor Jahrhunderten gedacht, dass der Mensch einmal fliegen kann - immerhin kommt ein Wingsuit echtem fliegen schon ziemlich nahe. Hätte Troubadix im alten Gallien jemals geahnt, dass der Mann im Mond vielleicht ein Amerikaner ist?
Alles ist möglich!
Man muss nur - wie in der Wissenschaft Voraussetzung - die richtigen Annahmen zu Grunde legen und kann dann die schönsten Gedankengebäude darauf aufbauen!
Wenn wir heute nicht zurück sondern nach vorne schauen, wer kann entscheiden, welche Blickrichtung die richtige ist? Die wissenschaftlich mess- und erklärbare? Die getönte oder die gefühlte? Welcher Weg ist der richtige? Führen alle Wege zum gleichen Ziel? Und was ist das Ziel?
So viele große Gedanken bewegen mich, dass ich mich dabei schon wieder selbst vergesse! Wo habe ich mich denn mal wieder verloren? Was helfen mir die Spinnereien, wenn ich Kopf- und Zahnschmerzen habe und die Hütte nicht winterfest bekomme?
In manchem scheinen sich alle Geschichten und Theorien zu ähneln: ICH bestehe aus mehr als meinem sichtbaren Körper. Wieviel weitere Energiefelder zu mir gehören, wie diese aussehen, wie sie schwingen und wie sie zusammenspielen wird mit unterschiedlichen Worten dennoch sehr ähnlich beschrieben. Und es scheint etwas zu geben, das dauerhafter ist als mein Körper - vielleicht sogar unendlich lange besteht. Warum wir darüber nichts (mehr) wissen? Warum wir mühsam Theorien darüber aufstellen? Es scheint vieles zu geben, was die Menschheit schon seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden kennt und weiß. Vielleicht ist es so wie mit den Kindern, die sich alle mal die Finger verbrennen müssen um Hitze kennen zu lernen. Vielleicht müssen wir in jedem Leben alles Wissen für uns selbst wieder erarbeiten. Manche sind gut darin, andere weniger. Vielleicht hören wir nicht auf den Rat der Älteren - alles muss "invented by me" sein.
Es gibt Verschwörungstheorien die besagen, dass "jemand" uns Menschen absichtlich von der Erkenntnis fernhalten will, uns zu dummen Werkzeugen macht. Das geht mir nun doch zu weit, welchen Zweck sollte das haben? Und selbst wenn, für mich ist nur wichtig, dass ich tun und lassen kann, was ICH will.
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