Dienstag, 11. September 2018

experimental cooking

Sieht ziemlich ungemütlich aus heute. Windig, kalt, bewölkt. Da lässt die Euphorie schnell nach. Ich habe mir vorgenommen, heute alle noch erforderlichen Löcher in den Fels zu bohren - die Lust dazu hält sich jedoch sehr in Grenzen. Tausend Ausreden finde ich. also muss ich erstmal dringend Wäsche waschen! Das ist immer eine größere Aktion, weil ich ja von Hand waschen und das Wasser auf dem Herd erwärmen muss. Außerdem ist unser Wasser so weich, dass die Seife kaum rauswaschbar ist - Essig hilft da anscheinend.

Also gut - auf in den Kampf um die Felsen. Zuerst räume ich alles lose Material weg. Dann gibt es eine Menge Steine, die ziemlich locker  aber nicht von Hand herausbrechbar sind - dafür nutze ich den Bohrhammer mit Meißel. Meine Gedanken finden die Erinnerung an einen armen Algerier mitten in der Sahara, dem wir begegnet sind. Er war verurteilt, einen Brunnen in der Wüste zu bauen - weitab von jeder Behausung. Er hatte nur einen Hammer und einen Meißel, der an der Spitze stumpfer war als am hinteren Ende!
Eigentlich macht das sogar Spaß - man sieht gleich ein Ergebnis. Allerdings sind es eben ganz viele kleine Stücke, die ich dann mit Schäufelchen und Eimer zusammenräumen und wegtragen muss. Gegen Mittag hat der Abraumhaufen sichtbaren Zuwachs gewonnen. Bin stolz! Aber eigentlich wollte ich doch Bohrlöcher produzieren für den Sprengzement?! Es gibt nämlich noch eine ganze Menge fester Felsen, gegen die ich mit Meißel, Bohrhammer oder "Susi-Kraft" nichts ausrichten kann - da muss der Troll wieder helfen.
Von einigen Regentropfen lasse ich mich noch nicht stören, aber als der dritte Schauer hereinbricht gebe ich nach und bereite mir ein Mittagessen. "Experimental cooking" ist wieder angesagt: aus Lauch, Weißkraut, Zitronensaft, Chili und Öl bereite ich eine Marinade für die Makrelchen und lege sie dann auf einem Tiefkühl-Gemüsebett in den Mikrowellengrill. Mmh - ist sogar gelungen!
Widerwillig mache ich mich danach an die ungeliebte Arbeit - "Rücken" darf man dabei nicht haben. In gebückter Haltung treibe ich den Bohrer fast bis zum Anschlag in den Fels. Mein Ziel erreiche ich heute leider nicht. Eigentlich lerne ich gerade, dass ja nicht alles sofort fertig sein muss. Auf der anderen Seite läuft mir die Zeit davon. Die Tage hier sind gezählt und ich habe noch einige Pläne: Fels entfernen, Hägar reparieren, Badestamp abholen, meine Freunde auf Rolla besuchen und zu guter Letzt alles winterfest machen.

Um halb sieben breche ich mit Hägar auf - zuerst nach Liland zum Einkaufen. Dann nehmen wir einen neuen Weg Richtung Hauptstraße und fahren zur Tanke. Dort bin ich mit Astrid verabredet. Sie will ihre Männer vom Flughafen abholen und bringt mir einen größeren Anhänger mit, mit dem ich am Freitag hoffentlich den Badestamp abholen kann. Damit der Hänger nicht so leer daherkommt, hat sie mir einen Zwetschenkuchen drauf gepackt, hi hi. Astrid, Du bist ein Schatz! Ach, geht es mir so gut!


Der Rückweg führt zwangsläufig an meinem Fischplatz vorbei. Ein paar mehr Fische wollte ich schon noch mit nach Hause bringen. Mittlerweile ist das Wetter wieder schön, etwas abgekühlt aber die Sonne findet immer mehr Lücken zwischen den Wolken. Das Meer liegt spiegelglatt da. Der einsame Paddler kreuzt die Bucht bei Evenes. Selbst die Fische ruhen. Ich kann zwar an den Klippen einige schwimmen sehen, aber beißen mögen sie heute nicht. Ein Tanker zieht vorbei; als er schon fast am Horizont verschwunden ist, treffen seine Wellen endlich bei mir ein. Soooo langsam ist "Wassergeschwindigkeit".... Ein weiterer Angelversuch am Kai von Liavika ist leider ebenso erfolglos. Na ja, sei's drum.

Was mein Kopf in der Zwischenzeit so treibt? Nicht viel. Er hört sich diverse (hauptsächlich Blechbläser) Konzerte an und verfolgt einige Vorträge über Hirnforschung. Das Interessante dabei ist, dass der Hirnforscher eine ganz andere Sprache gebraucht, aber eigentlich die gleichen Aussagen trifft, wie die Quantenheiler. Seine Sprache ist eher nüchtern und nicht so euphorisch, die Schlussfolgerungen sind aber sehr ähnlich. Wir - die europäische Menschheit - sind in einer Sackgasse. Wir müssen umdenken, den Geist öffnen und kreativ an alle Themen und Probleme herangehen. Ich warte mal noch auf die Eingebung, wie ich das umsetzen könnte.....

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